20.10.2022
DIE NEUN | Frankfurter Buchtipps zum Schmökern
Ob als Auszeit vom Alltags-Wahnsinn oder als entschleunigende Digital Detox-Kur – viele besinnen sich auf den Klassiker unter den Zeitvertreiben: Das Lesen. Lesen ist Entspannung und zugleich geistiges Training. Es ist Flucht aus der Realität und eine Reise in unsere Fantasie. Oder, wie Voltaire es ausdrückte, „Lesen stärkt die Seele“ – und was brauchen wir mehr? Für Bücherwürmer, die sich inspirieren lassen möchten, oder solche, die einen kleinen Leseanstoß suchen, haben wir – pünktlich zur Buchmesse – eine Auswahl an Tipps zusammengestellt. Und natürlich drehen sich alle um unser geliebtes Frankfurt.
1 | Krimi: Die ‘Kayankaya’- Reihe von Jakob Arjouni
Wer dem Alltag mit Nervenkitzel und heißen Spuren entfliehen will, kann sich mit Privatdetektiv Kemal Kayankaya in die Abgründe des Bahnhofsviertels und der organisierten Kriminalität, in die alten Villen des Frankfurter Diplomatenviertels oder die edlen Anwesen der Upper Class im Taunus begeben. Erstmals 1985 ließ der bereits 2013 verstorbene Autor Jakob Arjouni seinen kettenrauchenden Protagonisten im Rahmen der fünfbändigen Krimi-Reihe in seiner Heimatstadt Frankfurt ermitteln.
Kayankaya, ein Komissar vom Typ harter Kerl, etwas verschlagen und gerne mal verkatert, hat mit Morden in Bordellen, Bandenkriegen sowie verschwundenen Mädchen zu tun und ermittelt da, wo die Polizei nicht hinschauen möchte. Dabei wird der türkischstämmige Kayankaya nicht selten mit Rassismus konfrontiert, dem er mit Schlagfertigkeit, Witz und einer Spur Sarkasmus begegnet. Locker, spannend und stimmt doch nachdenklich– mit anderen Worten sehr lesenswert!
2 | Liebe: ‘Frankfurt verboten’ von Dieter David Seuthe
Ganz anders, aber nicht weniger spannend, liest sich der erste Roman des Psychotherapeuten Dieter David Seuthe. Er erzählt die Geschichte der angehenden jüdischen Pianistin Elise Hermann und ihrer großen Liebe, dem Jurastudenten Max von Hochem, im Frankfurt der Weimarer Republik und des Dritten Reichs. Die talentierte Musikstudentin des Hoch’schen Konservatoriums scheint zunächst eine vielversprechende Zukunft vor sich zu haben, bis sie jedoch mit dem Beginn des Nationalsozialismus in Deutschland ihre Karriere und ihre Liebe verliert und als letzte Rettung nach Neuseeland flieht. Seuthe, der selbst aus Frankfurt kommt und lange in Neuseeland gelebt hat, beschreibt sehr mitreißend und authentisch das persönliche Schicksal der jungen Frau, ihre Liebesgeschichte und gibt einen spannenden Eindruck der Situation in Frankfurt zur damaligen Zeit. Dem Roman war zurecht das Lesefest „Frankfurt liest ein Buch“ im Jahr 2016 gewidmet.
3 | Geschichte: ‘Straßen von gestern’ von Silvia Tennenbaum
Bereits 2012 ebenfalls vorgestellt bei „Frankfurt liest ein Buch“, spielt sich der historische Roman „Straßen von gestern“ der US-amerikanischen Schriftstellerin Silvia Tennenbaum ebenso vor Frankfurter Kulisse ab. Sie beschreibt, teilweise sehr autobiografisch, die Geschichte der großbürgerlichen, jüdischen und wohlhabenden Familie Wertheim. Der Leser wird mitgenommen ins edle Westend und in das kultivierte, prunkvolle Leben der „jüdischen Buddenbrooks“ (so die F.A.Z) mit seinen Krisen sowie den Schicksalen der einzelnen Familienmitglieder. Die liebevoll beschriebenen Schauplätze unserer zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits kulturell sehr bunten Stadt, wird jede:r Frankfurter:in wiedererkennen. Ein Muss für jeden, der sich für die bewegte Vergangenheit unseres Frankfurts und eine bewegende Familiengeschichte interessiert.
4 | Bildband: ‘Frankfurt – New York’ von Torsten Andreas Hoffmann
Wer hat sich beim Blick auf die Frankfurter Skyline nicht schon einmal bei dem Gedanken ertappt: Ist ja schon irgendwie ein bisschen wie New York? In Fotograf Torsten Andreas Hoffmanns Bildband-Klassiker „Frankfurt – New York“, haben wir den Vergleich schwarz auf weiß. Chrysler Building und Messeturm, Manhattan Bridge und Holbeinsteg, Main und Hudson – Hoffmann hat spannende Perspektiven, Menschen und Eindrücke beider Städte eingefangen. Auch wenn Manhattan es selbstverständlich nicht mit Mainhattan aufnehmen kann – die Ähnlichkeit ist verblüffend. Ein perfektes Coffee Table Book also, um sich in diesen Tagen wegzuträumen.
5 | Guide: ‘Im Frankfurter Bahnhofsviertel’ von Ulrich Mattner
Für alle, die etwas erleben, aber nicht raus möchten, haben wir hier eine Möglichkeit, einen illustrierten Rundgang durch eine der aufregendsten Nachbarschaften Frankfurts zu machen: Das Bahnhofsviertel. Kaum jemand kennt diesen Kiez so gut wie der Journalist und Fotograf Ulrich Mattner. Der ehemalige F.A.Z-Korrespondent lebt seit vielen Jahren im Bahnhofsviertel und zeigt uns in diesem Kulturführer seine Highlights. Er nimmt uns mit in die Unter- und Parallelwelt des Szeneviertels. Für alle, die nach diesem Guide mehr über das Bahnhofsviertel erfahren wollen, ein kleiner Tipp: Der International Media Award-Preisträger des Frankfurter Presseclubs Mattner bietet Führungen unter den Titeln „Redlight-Tour“ oder „Crack, Koks, Heroin“ an. Na, neugierig?
6 | Für die Kleinen: ‘Mein erstes Frankfurt-Buch’ von Jennifer Langer
Für die Kleinsten, die sich nach Beschäftigung sehnen, empfiehlt sich „Mein erstes Frankfurt-Buch“ der Kunst- und Deutschlehrerin Jennifer Langer. Liebevoll illustriert und mit kurzen Kommentaren, können die jüngsten Frankfurter:innen berühmte Orte, Sehenswürdigkeiten und Kulinarisches der Stadt bestaunen – bevor Ihr einen Familienausflug dorthin macht!
7 | Kulinarik: ‘Frankfurter Kochbuch der Kulturen’ des Frankfurter Jugendrings
Frankfurt isst bunt! Das zeigt auf wunderbare, leckere Weise dieses Kochbuch, das aus einem Schul- und Kochprojekt des Frankfurter Jugendrings. Es ist bei der Vorbereitung zur Parade der Kulturen 2007 entstanden. Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen sowie Kulturvereine aus 34 Ländern haben sich an diesem Projekt beteiligt. Jedes einzelne Rezept wurde nachgekocht sowie aufgeschrieben. 73 Rezepte aus Ländern wie Afghanistan, Thailand, Türkei, Indien und Spanien inspirieren uns auf 138 Seiten zum Nachkochen und zeigen gleichzeitig die kulturelle Vielfalt Frankfurts. Im Jahr 2008 wurde das bunte Kochbuch im Rahmen der Londoner Buchmesse mit dem weltweit renommierten Gourmand World Cookbook »Special Award« sowie im Rahmen der Frankfurter Buchmesse mit dem »The Best Of The Best«-Preis ausgezeichnet. Ein wundervolles Ergebnis ehrenamtlichen Einsatzes, das gleichzeitig auch noch schmeckt!
8 | Lyrik: ‘Es geht um Poesie’ von Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken (Hrsg.)
Die Lyrik-Fans unter uns können sich mit der sorgfältig ausgewählten Textsammlung „Es geht um Poesie“ der Direktorin des Frankfurter Goethe-Hauses und -Museums, Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken, in die verträumte Welt der Deutschen Romantik entführen lassen. Inspirierende Gedichte und Prosatexte von Novalis bis Eichendorff befreien uns aus den eigenen vier Wänden. Ihr möchtet mehr über diese spannende Epoche erfahren? Dann ab ins Deutsche Romantik-Museum.
9 | Kurzgeschichten: Die ‘Ein Viertelstündchen Frankfurt’- Reihe von Meddi Müller und Marcel Dax (Hrsg.)
Woher haben die Frankfurter Straßen eigentlich ihren Namen? Wie lässt sich das Nilgans-Problem lösen? Was verbirgt sich hinter Dodge City? All diese Fragen werden in den vier Bänden der Reihe „Ein Viertelstündchen Frankfurt“ beantwortet. Zehn Kurzgeschichten von bekannten Autoren aus der Region wechseln sich ab mit zehn Texten zu wissenswerten Fakten über Frankfurt und seiner Geschichte. Wer keine Muse für lange Lesestunden hat, kann beruhigt sein: Alle Texte sind in einem „Viertelstündchen“ zu genießen – Unsere kleine Dosis Frankfurt für zwischendurch!