DIE NEUN | Einfach mal 'n Bier trinken
Highballs, Mules & Longdrinks schlürfen: Freunde des stilvollen Trinkens können sich in Frankfurt an einer Bar-Szene erfreuen, welche sogar international Beachtung findet. So heimste beispielsweise die Bar “Seven Swans and the tiny cup” den begehrten Mixology Award für die beste neue Bar des Jahres 2016 ein; als beste Hotelbar ausgezeichnet wurde die des “Roomers”.
Wen wundert es da noch, dass Frankfurt auch in den Nominierungen für den Mixology Award 2018 überdurchschnittlich häufig vertreten ist?
Auch ich gönne mir hin und wieder gern den Luxus, mir in einer der zahlreichen Frankfurter Bars einen ganz individuellen Drink zaubern zu lassen. Barkeeper sind Handwerker, Entertainer und Gastronom in Personalunion – und ich bin immer wieder erstaunt darüber, mit wie viel Können und Leidenschaft sie ihr Handwerk ausüben.
Oftmals aber hab’ ich aber ganz einfach das Bedürfnis, mich einfach auf ein Bier zu treffen. Klar, die Eckkneipen-Dichte unserer Stadt reicht längst nicht an die Berlins heran. Ein grundsolides Pils zum Feierabend lässt sich trotzdem auch in Frankfurt gut trinken.
Es gibt sie nämlich, jene kleine Oasen inmitten der in Frankfurt oftmals vorherrschenden Exklusivität. In denen man sein kann wer man ist, in denen man sich einfach mal gepflegt ein Pils zum Feierabend reinschrauben kann – und immer nette Leute trifft.
Hier verrate ich Euch gleich neun davon!
1 | Das Nord
Sandweg 64, Frankfurt-Ostend | www.dasnordhochzwei.de
Einst von zwei Nordlichtern in ihrem Frankfurter Exil eröffnet, werden im herrlichen „Nord“ auch heute noch ganz konsequent ausschließlich norddeutsche Biere ausgeschenkt. Auch wenn gerade einmal keine Fußballspiele von Werder Bremen und dem Hamburger SV übertragen werden, lässt es sich auf Sofas und Plüschsesseln so richtig gemütlich ein Bierchen trinken. Überhaupt erinnert die Inneneinrichtung an Omas Wohnzimmer: Selbst das obligatorische Hirschgeweih an der Wand fehlt nicht. Zum Snacken gibt’s Salzstangen statt Pastrami, am Wochenende wenig Platz und eine beschlagene Scheibe. Ein echtes Kleinod im Sandweg, das nicht nur Norddeutsche die Zeit und Welt da draußen ganz schnell vergessen lässt.
2 | Klapper 33
Klappergasse 33, Frankfurt-Sachsenhausen | www.klapper33.de
Die “Klapper 33” befindet sich – wer hätte es geahnt? – in der Sachsenhäuser Klappengasse und ist die vermutlich einzige Frankfurter Kneipe mit Kopfsteinpflaster. An Spieltagen der Eintracht regiert hier König Fußball, ansonsten aber ist die “Klapper” ein perfekter Ort, um bei solider Rockmusik einen Schoppen einzunehmen oder mit den Freunden eine Runde Dart zu zocken. Bar-Chef Oli ist zwar im Dauerstress, hat sich jedoch große Herzlichkeit bewahrt – und sorgt mit seinem Team dafür, dass man immer gerne wiederkommt. Genau das sollte man ohnehin: Zwischen all den Blechschildern aus vergangenen Jahrzehnten, die die Wände zieren, gibt es immer wieder Neues zu entdecken…
3 | Terminus-Klause
Moselstraße 14, Frankfurt-Bahnhofsviertel
Das Bahnhofsviertel ist im Umbruch, zwischen Rotlicht und Drogenszene haben sich längst hippe Bars und Restaurants etabliert. Die Terminus-Klause jedoch verweigert sich der Gentrifizierung auf eine sehr sympathische Art und Weise. Vorhänge und Wände sind vergilbt vom Zigarettenqualm ganzer Generationen, auf den Plastikblumen sammelt sich der Staub. Macht aber nix, das gehört hier so – und schreckt die unterschiedlichsten Frankfurter nicht davon ab, hier auf ein Bier vorbeizuschauen. Das Publikum ist so unterschiedlich wie die Stadt selbst: Bankangestellte sitzen neben Geschäftsreisenden am Tresen, während sich junge Künstler mit Hornbrillen einen Tisch mit dem klassischen Bahnhofsviertel-Klientel teilen. Ein ehrlicher Ort für jedermann, in dem der Zapfhahn hoffentlich noch lange nicht versiegt!
EDIT: leider ist er mittlerweile versiegt, aber zur Erinnerung bleibt die Klause auf der Liste.
4 | Zum alten Schlagbaum
Berger Str. 248, Frankfurt-Bornheim
Ganz und gar unkompliziert und bodenständig zu geht es auch im „alten Schlagbaum“ am Bornheimer Fünffingerplatz. Eine Eckkneipe wie aus dem Bilderbuch: Ein langer Tresen, ein gut gelaunter Wirt und immer nette Gäste. Ganz ohne Pi-Pa-Po gibt’s hier Schoppen, Pils vom Fass und nette Plaudereien. Mehr braucht’s eben manchmal gar nicht, um sich wohl zu fühlen. Alteingesessene „Bernemer“ diskutieren hier mit jungen Zugezogenen das Tagesgeschehen, während sie das nächtliche Geschehen auch gern mal länger andauern lassen. Immer gut für einen Absacker!
5 | Feinstaub
Friedberger Landstraße 131, Frankfurt-Nordend | www.feinstaub.rocks/
Das “Feinstaub” im Nordend ist erste Anlaufstelle für all diejenigen, die es musikalisch etwas härter mögen. In der alternativen Musikbar ist immer was los, auch zur späten Stunde trifft man auf nette Leute aus der Nachbarschaft. Besonders empfehlenswert ist der Apfelwein vom Fass – wer aber ein kühles Blondes bevorzugt, der wird vom smarten Team am Tresen gern sogar mit Kölsch versorgt. Wechselnde DJ’s sorgen dafür, dass es nicht nur Striche auf den Deckel, sondern obendrein was auf die Ohren gibt. Insider-Tipp: Die Schallplatten an den Wänden können zu fairen Preisen erstanden werden!
6 | Butzenstübchen
Schäfergasse 22, Frankfurt-Innenstadt | www.facebook.com/butzeffm
Was Schlagermusik angeht, sind auch Frankfurter Geschmäcker verschieden. Dass die „Butze“ (wie die Kneipe liebevoll genannt wird) absoluter Kult und aus der Innenstadt nicht mehr wegzudenken ist, ist dagegen allgemeiner Konsens. Seit fast vierzig Jahren verbirgt sich hinter den schummrigen Fensterscheiben eine feucht-fröhliche Parallelwelt: Gute Stimmung ist schon am Nachmittag garantiert, am Wochenende ist die Hütte brechend voll. Neben guter Laune gibt’s Bier und Hütchen auch für den kleinen Geldbeutel. Und eben: Schlagermusik.
7 | Gute Stute
Kölner Str. 42, Frankfurt-Gallus | www.gute-stute.com
Es hat mal 4000 Mark gekostet und begrüßt seit über 30 Jahren wiehernd Gäste: Das namensgebende ausgestopfte Pferd. Ebenso lange steht auch Wirt Ivo schon hinter dem Tresen der Pilsstube im Gallusviertel. Zwar wiehert er nicht, hat aber für jeden Gast ‘nen flotten Spruch auf der Lippe. “Habt ihr kein Zuhause?” Nein Ivo, haben wir nicht – deswegen sind wir ja immer wieder gerne hier! Statt Barhockern sitzen die Gäste in Hänge-Schaukeln (!) am Tresen, während sie von Ivo großzügig mit Erdnussflips versorgt werden. Die Wände sind großflächig tapeziert mit den Postkarten der Stammkundschaft aus den letzten drei Jahrzehnten – während der sich Preise für Apfelwein & Bier nie geändert haben dürften…
8 | Zum Tannenbaum
Homburger Str. 19, Frankfurt-Bockenheim
Auch nach dem Wegzug großer Teile der Universität hat sich die Schankwirtschaft “Zum Tannenbaum” eine gehörige Portion Bockenheimer Studenten-Charmes bewahrt. Tische und Stühle aus Holz, Zeitschriften und Spiele liegen bereit, frisches Bier vom Fass: Was braucht es schon mehr, um glücklich zu sein? Ganz besonders glücklich werden hier auch Flipper-Fans: Regelmäßig wechselnde Modelle laden bunt blinkend dazu ein, den Highscore zu knacken. Ach, und ein Tischkicker steht natürlich auch parat. Und man munkelt, es gebe hier das beste Mispelchen der Stadt…
9 | Alte Liebe
Darmstädter Landstraße 23, Frankfurt-Sachsenhausen | www.alteliebe-frankfurt.de
Seid ihr auf der Suche nach einem zweiten Wohnzimmer? Dann werdet ihr hier ganz sicher fündig! Wer die “Alte Liebe” am Lokalbahnhof betritt, fühlt sich augenblicklich wohl und wie zu Hause. Wenn’s mal eng wird, rutschen hier nicht nur Sachsenhäuser Bierfreunde zusammen – das kommt vor allem am Sonntagabend vor, wenn auf der Leinwand der “TATORT” läuft. Doch auch an anderen Wochentagen lockt ein buntes Programm: Auch Konzerte und Varieté-Abende finden statt. Und das “Great Rock ‘n’ Roll” – Bingo ist längst ein echter Klassiker..
Pils vom Fass statt Planter’s Punch
Schön, dass Frankfurts großkalibrige Bar-Landschaft keineswegs bedeutet, dass man nicht auch mal ganz bodenständig ein Bier (oder einen Apfelwein, versteht sich!) zum Feierabend trinken könnte.
Genau deswegen bin ich dankbar um all die schönen kleinen Kneipen in unserer Stadt, in denen man bereits beim zweiten Besuch begrüßt wird, als gehöre man zum Inventar.
Nun bin ich neugierig: Verratet ihr mir, wo in Frankfurt ihr am liebsten euer Bierchen zischt?
Ein Beitrag vom Team.