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Gokio Bros. im Oeder Weg: Hier kräht der Hahn!

Längst gilt das “Sonamu” in Frankfurts “lustigem Dorf” als eine der Top-Adressen für Koreanisches Essen in Deutschland, doch nie könnte ein einziges Restaurant die Vielfalt einer ganzen Landesküche abdecken. Ho-Seong Kim, der den Laden auf der Berger Straße von 2011 an mit seinen Eltern aufgebaut hat, hat seit Anfang des Jahres im Oeder Weg ein neues Konzept am Start.

Längst gilt das “Sonamu” in Frankfurts “lustigem Dorf” als eine der Top-Adressen für Koreanisches Essen in Deutschland, doch nie könnte ein einziges Restaurant die Vielfalt einer ganzen Landesküche abdecken. Ho-Seong Kim, der den Laden auf der Berger Straße von 2011 an mit seinen Eltern aufgebaut hat, hat seit Anfang des Jahres im Oeder Weg ein neues Konzept am Start.

Bewegte Geschichte

Kim, gebürtiger Seoulaner, ist ein Macher – und Vollblut-Gastronom. Der 40-Jährige hat alle Facetten der Selbstständigkeit erlebt. Als sein Vater mit der Familie vor mehr als dreißig Jahren nach Deutschland kam, hatte er nur einen 100-Dollar-Schein in der Tasche. Von Beginn an standen also für die Kims alle Zeichen auf Durchboxen. Als Vater Kim das nötige Geld zusammen hatte, machte er einen kleinen Asia-Laden in Wiesbaden auf, wenig später folgte das erste eigene Restaurant.

Die Asiatische Cuisine, heute Gang und Gäbe hierzulande, wurde von den Hessen damals noch mit Argusaugen bestaunt. Das war neu, das war exotisch – und es schmeckte den Leuten. Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, doch nach ein paar Jahren und “einer tollen Zeit”, so Kim, war die Luft raus.

“Eines meiner absoluten Lieblingsgerichte: Nürnberger Würstchen mit Reis und Kimchi”

Ho-Seong Kim

Die Eltern zog es nach Nürnberg, wo sie wieder ein Restaurant eröffneten – und sich grob verkalkulierten. Kim, der sein Abitur in Wiesbaden und ein Studium in Heidelberg und an der Goethe-Universität absolviert hatte, holte seine Eltern nach Frankfurt. “Die Schulden waren sehr hoch.”, schildert Kim, “Ich habe tagsüber im Büro gearbeitet und abends gejobbt, um die Rückstände meiner Eltern bedienen zu können.” Wenn der ehemalige Vermieter der Eltern nicht Nachsicht gezeigt und den Kims einen Fehlbetrag erlassen hätte, wäre es eng geworden. Doch man einigte sich und die Familie blickte abermals einem Neuanfang entgegen.

Der “Bornheimer Traum”

Gokio

Das alles liegt einige Zeit zurück, Ho-Seong Kim hat die Zukunft fest im Blick. Zugleich machen ihn die überwundenen Krisen zu dem Unternehmer, der er heute ist. Seit 2011 findet das “Sonamu” auf der Berger Straße massig Zuspruch. “Wenn man weiß, wie tief man fallen kann, dann aber wieder durch harte Arbeit Akzeptanz erfährt – das ist ein großartiges Gefühl. Ich nenne das den Bornheimer Traum”, sagt Kim.

Gokio
Gokio
Gokio

Die Idee zu seinem neuesten Coup, dem “Gokio Bros.”, kam ihm auf einer “Foodtour” durch sein Heimatland. Kim schlemmte sich durch Korea und fand, was in der deutschen Gastro-Szene viel zu wenig Beachtung erfährt: Casual Food als klarer Kontrapunkt zur Fast-Food-Küche. Und während im “Sonamu” eher die Koreanischen Klassiker serviert werden, gibt’s in Kims neuem Laden im Nordend Fried Chicken – wie KFC, nur viel, viel raffinierter.  Und vor allem mit einem wachen Auge auf die Qualität der Zutaten.

Lässiges Hähnchen

Einst als US-Import nach Korea gekommen, sind die frittierten Hähnchen-Snacks längst fester Bestandteil der koreanischen Küche. Bloß verebbte KFCsche Eintönigkeit mit der Zeit in Überdruss. Die Landesküche nahm das Rezept als Grundgerüst auf und verfeinerte, vervielfältigte und variierte das Gericht – machte es sich zu eigen. Der Kreis schloss sich, als schließlich “Korean Fried Chicken” in den USA eine Hochkonjunktur erlebte. Und jetzt kommen endlich auch die Frankfurter in den Genuss!

“Gokio” ist koreanisch und heißt “Kikeriki”

“Wir haben lange an unseren Rezepten gearbeitet”, erzählt Kim. In der Küche wird er vom Frankfurter Sterne-Koche Alan Ogden, ehemals aus der “Kameha Suite”, unterstützt. Zu den krossen Hähnchenteilen gibt es neben hausgemachten Soßen knackige “Pickles” – eingelegte Würfel und Scheiben von Gurke, Karotte , Rotkohl, Sellerie  oder Zwiebel. “Es ist vollkommen üblich in Korea, dass man an den Wochenenden einige Stunden nach dem Abendessen gegen zehn oder elf Uhr nochmal zum Hörer greift und Fried Chicken mit Bier bestellt, bevor man ins Bett geht”, schildert Kim die urige Tradition, die er jetzt nach Frankfurt übersetzen will.

Gokio
Gokio

Nachhaltig, frisch, regional.

In seinem “Chicken Shack” legt Kim viel Wert auf nachvollziehbare und hohe Qualität. “Das Gemüse kommt aus dem Frischezentrum, das Fleisch stammt von freilaufenden Hühnern aus der Rhön, unsere Weine bekommen wir aus der Region, die Brötchen für unsere Burger sind von ‘Zeit für Brot’ aus der direkten Nachbarschaft”, so Kim. Den Kaffee gibt’s übrigens von der Frankfurter Rösterei “Hoppenworth & Ploch”.

Gokio

Der ganze Laden kommt verspielter daher als das “Sonamu” – durchaus Instagram-tauglich. Für Raumkonzept und Innenausstattung zeichnet Robert Cristinetti (Studio Cristinetti) verantwortlich, ein Freund von Kim, der seine Sache versteht. Klare Linien, viel Holz, Pastelltöne wie sie auch in der koreanischen Kultur gängig sind – und Hasendraht an der Decke!



Die Frankfurter Gastro-Szene erlebt Kim selbst als sehr dynamisch: “Es tut sich viel und das ist spannend.” Es sei aber ein Fehler anzunehmen, dass das einfachste Essen auch am einfachsten zu machen sei, so Kim. Gerade in der Ethno-Küche wird oft mit Begriffen wie “Authentizität” jongliert, was genau genommen bloß hohle Werbung ist, wenn man bedenkt, dass es etwa – um bei Korea zu bleiben – mehrere Hundert verschiedene Rezepte allein für die Zubereitung von Kimchi gibt. Was bedeutet also “authentisches Kimchi”? “Ich esse lieber gutes Essen, als authentisches Essen”, lacht Kim.



Kim liebt die reiche Frankfurter Geschichte, die Bedeutung Frankfurts als intellektuelle und interkulturelle Metropole. Und Frankfurt wird Kim für sein Korean Fried Chicken lieben.

Weitere Informationen und die Öffnungszeiten findet Ihr auf der Facebook-Seite von “Gokio Bros.”

Felix Hormel

Bonvivant. Mehr als irgendeine Stadt lässt Frankfurt Felix’ Herz höher schlagen. Sein  Enthusiasmus für Bob Dylan provoziert mitunter offene Besorgnis. Einem achtbaren Lebenswandel steht obendrein noch seine Cinephilie im Wege. Aber kochen kann er. Dem Chaos ist er näher als  der Ordnung. Sofern das nicht eh ein und dasselbe ist. Genau wie Schreiben und Denken. Erwischt sich immer wieder bei Selbstgesprächen. Mit anderen unterhält er sich aber auch gerne.

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