30.08.2024
Schon immer da: Eis Fontanella
Unsere Reise durch Frankfurter Institutionen kommt diesmal in der Sommeredition. Seit 1957 ist die Eisdiele Fontanella im Bahnhofsviertel die Rettung in der Not bei heißen Temperaturen und Lust auf Süßes. Damit ist sie nicht nur einer der ältesten Eisläden Frankfurts, sondern auch ein wunderbarer Ort, an dem „Amore e Tradizione“ zusammenkommen. Geschäftsführerin Jessica Michielin ist die treibende Kraft im erfolgreichen kleinen Familienunternehmen. Wir haben sie getroffen und mit ihr über die Geschichte sowie das Besondere am Eis Fontanella gesprochen – und ein exzellentes Eis gab es selbstverständlich auch.
Kaiserstraße 35 | Frankfurt Bahnhofsviertel | @eisfontanellafrankfurt
Selten war in letzter Zeit ein Ausflug ins Bahnhofsviertel so angenehm wie an diesem Morgen. Noch schöner macht ihn das strahlende Lächeln und die positive Art von Jessica, als wir ihre wunderbar nostalgische Eisdiele in der Kaiserstraße 35 betreten. „Wir sind gerade am vorbereiten“, erklärt sie uns das geschäftige Gewusel ihres Teams hinter der Theke. Das ist gerade dabei, die rund 38 frisch hergestellten Eissorten in der Vitrine zu platzieren. Insgesamt sind sie zehn Leute. Den Gelatiere Lino haben wir leider verpasst, denn der arbeitet zu koch- bzw. bäckerähnlichen Zeiten. Der 64-Jährige ist bei Fontanella seit er 17 Jahre alt ist. „Das ist auch eine schöne Geschichte“, erzählt Jessica.
Mit Frische und Romantik
Das Eislabor dürfen wir dennoch bewundern. Hier stellen sie Eis ohne Geschmacksverstärker und mit natürlichen Zutaten her. „Wir sind eine der wenigen Eisdielen, die noch mit frischer Milch arbeitet“, erklärt Jessica. Oft sei der Profit wichtiger als die Qualität der Zutaten – nicht so im Fontanella. Was sie besonders macht, ist für Jessica die Liebe zum Eis. Für sie ist auch eine gewisse Romantik mit der Eisherstellung verbunden. Zwar gehen sie mit der Zeit, aber bleiben in ihren (Familien-)Rezepten sehr klassisch und stellen Eis her „wie damals“. Die Zeiten ändern sich, aber das Eis bleibt. „Mir gibt das Sicherheit“, findet sie.
Begonnen hatte alles damit, dass ihre Mutter und ihre Tante 1962 bei den Vorbesitzern anfingen. Jessica ist in Italien aufgewachsen, genauer in Venedig, und hat mit ihrem Bruder oft die Sommerferien in der Eisdiele verbracht, in der ihre Familie im Saisongeschäft arbeitete. Sie haben die Eisherstellung genau beobachtet und das Familienunternehmen kennengelernt. „Wir fanden das interessant und waren fasziniert von den Zutaten und Aromen“, erinnert sie sich. Auch sie begann, saisonal hier zu arbeiten und hat das Geschäft schließlich 2016 übernommen, als ihr Vater sich zurückzog.
Wintergedanken
Bereut hat sie die Entscheidung nicht. Man opfere natürlich viel von der eigenen Freizeit. „An den schönsten Tagen muss man arbeiten“, lacht sie. Das sei aber nicht so schlimm, wenn man einen Job gefunden habe, den man liebt. Mit 25 Jahren sei das anstrengend gewesen, aber inzwischen sei die Eisdiele wie ein drittes Kind – Jessica hat zwei Söhne. „Das Geschäft muss gepflegt werden wie eine Pflanze.“ Nun haben sie meist drei Monate im Winter geschlossen. Dann macht sie sich Gedanken über Neuerungen, das Konzept und die Zukunft der Eisdiele. Die Ergebnisse des letzten Winters? Ein neues Logo, ein neuer Slogan und neue Uniformen.
Außerdem haben sie seit Neuestem auch ein Eisbike am Walther-von-Cronberg-Platz – als Ersatz für die ehemalige Eisdiele Firenze quasi. Manchmal ist es auch bei Events als Catering im Einsatz. Und eine weitere Besonderheit? Sie bieten auch leckere Kugeln für Hunde an. Das „Doggy Eis“ aus Banane, Sojajoghurt und Erdnussbutter sorgt auch bei den Vierbeinern für die nötige Erfrischung. Doch auch Frauchen oder Herrchen dürfen probieren – besonders, wenn sie nach Zuckeralternativen suchen. Das Eis ist nämlich mit Fructose statt herkömmlichem Zucker gesüßt.
Lieblingssorten & Lieblingsorte
Die beliebteste Sorte bei den Zweibeinern? „Mango und alles Salzige, wie Pistazie oder Salzkaramell“, verrät Jessica. Bei ihrem Sortiment achtet sie darauf, Stammsorten und neue Sorten zu mischen. Neu dabei sind diese Saison zum Beispiel Weiße Schokolade-Himbeere mit selbstgemachter Himbeersauce, Nuss-Nougat oder Salzkaramell – neu und trotzdem klassisch. Jessicas Lieblingssorten? Nuss-Nougat und Pistazie.
Das Geschäft ist mehrfach in der Kaiserstraße umgezogen und schließlich in den heutigen Räumlichkeiten gelandet. Jetzt ist es eine Institution, die die Frankfurter:innen lieben. Und Jessica liebt Frankfurt, sagt sie. Von einer gebürtigen Venezianerin ist das in jedem Fall ein Kompliment. „Ich liebe die Skyline natürlich, und das Multikulturelle. Frankfurt ist außerdem sehr kompakt und hat kurze Wege.“ Alles sei sehr geregelt, das gebe Sicherheit. „Und natürlich sind die Menschen sehr besonders hier!“ Die Situation im Bahnhofsviertel sei natürlich schwierig. Nicht unbedingt schlechter, aber es seien weniger Business Leute und „normale“ Menschen unterwegs. Dennoch sei die Lage besser als noch unmittelbar nach der Pandemie. Jessica fühlt sich trotz allem wohl im Bahnhofsviertel. „Man kennt sich.“
Quelle der Freude
Uns drängt sich noch die Frage auf, woher der wohlklingende Name des Ladens eigentlich kommt. „Fontanella“ ist der Nachname der Gründerfamilie, von der Jessicas Familie übernommen hat. Gleichzeitig meint es aber auch einen kleinen Brunnen oder eine Quelle. Und wo fließt die in Zukunft hin? Jessica würde sich freuen, wenn das Geschäft in der Familie bliebe und vielleicht einer ihrer Söhne übernähme. Auch ihr Bruder habe zwei Söhne und eine Eisdiele in Italien. An Know-how und Nachwuchs mangelt es also nicht.
Zu guter Letzt „müssen“ wir uns natürlich noch von Fontanellas wunderbarem Produkt selbst überzeugen und genehmigen uns zwei Kugeln. Wir sind uns einig: eines der leckersten und mit zehn Uhr morgens gleichzeitig das früheste Eis, das wir je gekostet haben. Die Leidenschaft von Jessica und ihrem Team, die lange Tradition und ganz viel Liebe können wir förmlich schmecken. Und wissen jetzt schon: Wir kommen wieder.