Taunusstraße

DIE NEUN | Lektionen, die dich Frankfurt lehrt!

Frankfurt am Main: Keine Stadt wie jede andere! Eine Stadt mit Ecken, Kanten, Charakter – und so mancher Eigenart, an die man sich erst einmal gewöhnen muss. Du lebst schon länger in Frankfurt und bist längst “eingeplackt”? Hey, dann weißt du sicher längst, wovon ich rede. Wenn du dein Leben in Frankfurt jedoch gerade erst begonnen hast, dann sei dir sicher, dass dich deine neue Heimat diese Lektionen ganz schnell lehren wird…

Erstens:

Sei aufgeschlossen – denn Vielfalt ist Bereicherung!  

Frankfurt ist bunt. Unzählige Menschen tummeln sich hier auf engstem Raum, zahlreiche Kulturen prallen aufeinander. Kein Grund zu Angst und Sorge! Genau diese Vielfalt ist es nämlich, die Frankfurt auszeichnet und unsere Stadt so l(i)ebenswert macht. Also hab’ keine Berührungsängste und erweitere deinen Horizont! Schlemme dich durch die Welt, tanze zu exotischen Rhythmen – und hör’ dir an, was Menschen aller Länder zu erzählen haben. Es lohnt sich und du wirst es nicht bereuen!

Zweitens:

Spar’ dir die Mühe, nach dem Fahrplan zu schauen. Es fährt schließlich ständig irgendwas! 

Du willst mit der S-Bahn zur Arbeit fahren, nach Feierabend mit der Tram zum Kinobesuch mit Freunden? Mal eben mit dem Bus zum Einkaufszentrum? Mach’ keine Wissenschaft draus! Frankfurt ist die Stadt der kurzen Wege und obendrein bestens vernetzt. Spar’ es dir einfach, vorab die nächste Verbindung herauszusuchen. Bis du die gefunden hast, bist du nämlich längst angekommen. Geh einfach los zur nächsten Haltestelle und verlass’ dich, dass du dort nicht lange warten musst. Wir sind hier schließlich nicht auf dem Dorf, wo der Bus nur im Zweistundentakt fährt (und der letzte um 17 Uhr) – und auch nicht in Berlin, wo eine Vielzahl von Umsteigemöglichkeiten das Unterwegssein mitunter kompliziert machen.

Von Konstabler- und Hauptwache aus kannst du beinahe jedes beliebige Ziel innerhalb der Stadt in dichtem Takt erreichen. Dein größtes Problem wird es sein, morgens um zwei mal zwanzig Minuten auf den Nachtbus warten müssen. Und dann gibt’s ja immer noch Taxen!

Drittens:

Wasserhäuschen sind so viel mehr als nur ein Trinker-Treff!

Du bist der Meinung, Wasserhäuschen seien ausschließlich Treffpunkt bemitleidenswerter Gestalten, die schon morgens um Zehn ihr erstes Bierchen zischen? Von wegen! In Frankfurt haben die Büdchen nämlich eine lange Tradition und sind auch heute noch ein beliebter Treffpunkt in der Nachbarschaft. Hier spielt es keine Rolle, ob du jung, alt, arm oder reich bist – hier darf ein jeder einfach Mensch sein.



Dich überkommt die Lust auf ein kaltes Bier zum Feierabend oder der Heißhunger auf Naschkram? Oder aber du willst in Ruhe deine Zeitung lesen und die Großstadtseele baumeln lassen? Dann lass’ deine Vorurteile zu Hause und trau’ dich mal ans nächste Büdchen! Du wirst erstaunt sein, welch interessante Menschen jeglicher Couleur du dort treffen, welch spannende Gespräche du dort führen kannst. Wusstest du, dass Wasserhäuschen wie das „GUDES“ im Nordend oder das „FEIN“ in der Innenstadt sogar urbaner Szene-Treff geworden sind? Wasserhäuschen, die sind einfach für jeden da und ein sehr liebenswerter Teil des Alltags unserer Stadt. Sind Schauplatz des nachbarschaftlichen Klatsch & Tratsch statt dubioser Vorgänge. Verabrede dich mit deinen Freunden statt in der Kneipe oder im Café doch einfach mal an deinem Lieblings-Büdchen!

Viertens:

Sag doch einfach “Du” !

Wozu auch unnötige Distanzen schaffen? Du wirst schnell merken: In Frankfurt duzt man sich gern und häufig. Mancher empfindet ein “Sie” gar als grobe Beleidigung, sodass du dich schnell daran gewöhnen wirst, permanent geduzt zu werden. Dafür darfst aber auch du jedermann nach Herzenslust duzen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben zu müssen. Ob den Kassierer im Supermarkt, den netten Auskunftsbeamten am Bahnhof, die Unternehmensberaterin dir gegenüber in der U-Bahn oder den Bänker mit der teuren Uhr am Nachbartisch: Sag’ doch einfach du!

Du wirst schnell feststellen, dass das von Stand oder Alter unabhängige Duzen das Miteinander gleich viel angenehmer macht und ein Gefühl der Vertrautheit schafft. Schließlich sind wir doch alle Frankfurter!

Fortgeschrittene duzen hier selbst Polizisten!

(der Autor übernimmt hierbei keinerlei Haftung für etwaige Konsequenzen).

Fünftens:

Stehe niemals links auf der Rolltreppe. Niemals!

In Frankfurt hat man’s immer eilig. Klar, gibt ja auch ‘ne Menge zu erleben, sehen und erledigen. Aber irgendjemand, der hat es stets noch eiliger als du: Also steh’ ihm nicht im Weg rum, wenn er sich schnellen Schrittes seinen Weg über die Rolltreppe bahnt. Mehr als anderswo gilt hier: Rechts stehen, links gehen. Gewöhn’ dich also an diese eiserne Regel und sei demnächst derjenige, der links stehende Schnarchnasen mit einem entnervten “Platz da, gestanden wird rechts!”zur Seite drängt. Zurecht!

Sechstens: Erwarte keinen Besuch!

Eine Zweizimmerwohnung samt Balkon auf Sonnenseite und Einbauküche. Altbau, neusaniert, in Bestlage (versteht sich). Idealerweise nicht mehr als 500 warm? Von solchen Vorstellungen deiner Traumwohnung wirst du dich in Frankfurt schnell verabschieden. Du wirst dich bei deiner dreiundzwanzigsten Wohnungsbesichtigung zwischen herausgeputzten Pärchen, bereits mit Bewerbungsschreiben und Schufa-Auskunft wedelnden Schleimbolzen und aufdringlich parfümierten Investment-Bänkern durch verlebte Räume schieben und alleine aus Verzweiflung wieder einmal heucheln, wie verliebt doch bereits jetzt in dieses Loch seist. Und dabei wirst du bereits ahnen: Auch diese Wohnung wirst du nicht bekommen.

Du wirst also deine Ansprüche herunter schrauben, irgendwann Glück haben und eine kleine, bezahlbare Wohnung finden – die dir zwar ein Dach über dem Kopf bietet, viel mehr aber auch nicht. Aber hey, jetzt kommt die gute Nachricht: Mach’ dir keine Gedanken darüber, dass du keinen Platz für Besuch oder Bier im Kühlschrank hast.

Denn: In Frankfurt wird dich ohnehin niemand zu Hause besuchen kommen. Wozu eigentlich auch, denn diese Stadt ist zu schön, aufregend & spannend, um irgendwo zu Hause zu sein. Ein ganzes Leben reicht nicht aus, um Frankfurt zu entdecken – und mit deinen Freunden macht das gleich doppelt Spaß.  Und außerdem, da haben auch deine Freunde zu Hause nicht viel Platz für Besuch (siehe oben) !

Praktisch: Solltest du in deiner Einzimmer-Bude also überhaupt eine Küche dein Eigen nennen, dann lass’ sie besser gleich kalt. Bei all den tollen Restaurants, die auf deinen Besuch warten und in denen du dich ständig verabreden wirst, wirst du eh niemals in die Verlegenheit kommen, für andere zu kochen. Das spart dir auch den Abwasch.

Siebtens:

Auto fahren ist die Hölle. Besorg dir ein Fahrrad, und du hast gewonnen!

Du fährst gerne Auto und findest es ungemein entspannend, mit deinem Vehikel unterwegs zu sein? Das wird sich ganz schnell ändern.

Denn Autofahren ist Frankfurt, das ist Krieg. Wenn du erst einmal Teil der städtischen Blechlawine bist, dir eingepfercht zwischen Stoßstangen vor lauter Hupkonzert die Ohren dröhnen, während der Mann im Rückspiegel böse Gesten zeigt: Dann wird dir die Lust aufs Autofahren ganz schnell vergehen.

Klar, du wirst es mal wieder eilig haben, blöderweise haben es aber alle eilig. Immer. Zu deinem Termin, da wirst du ohnehin zu spät kommen. Kaum setzt sich die Lawine in Bewegung, wird die nächste rote Ampel schon nach wenigen Metern für die nächste Unterbrechung deiner Fahrt sorgen. Du wirst entnervt aus dem Seitenfenster blicken, Straßenbahnen und Radfahrer an dir vorüberziehen.

Solltest du dein Ziel – mittlerweile als nervliches Wrack – dann dennoch irgendwann erreichen, droht dir die nächste harte Prüfung: Denn auf Anhieb einen freien Parkplatz zu ergattern, das ist in etwa so wahrscheinlich wie eine bezahlbare Dreizimmerwohnung auf der Berger Straße zu finden.

Bringen wir es auf den Punkt: Autofahren in Frankfurt, das wünscht man seinem ärgsten Feind nicht. Also lass’ deine Karre stehen, besorg’ dir ein Fahrrad, und schwing’ dich auf den Sattel!  Frankfurt ist klein und kompakt, mit dem Zweirad gelangst du in gerade mal einer halben Stunde vom einen Ende der Stadt zu anderen, während du gefrustete Autofahrer mit einem mitleidigen Lächeln bedenkst. Und tust ganz nebenbei noch was für deine Fitness!

Solltest du wirklich einmal ein Auto brauchen, dann schnapp’ dir lieber einen Flitzer eines CarSharing-Unternehmens – die musst du nicht mal tanken.

Achtens:

Meide die Zeil, wann immer es nur geht!

Es gibt Orte in Frankfurt, die sind schön anzuschauen und entspannt. Und dann gibt es die Zeil. Am Vormittag werden dir auf dem hässlichen Pflaster zwischen Hauptwache und “Konsti” Straßenmusiker mit fragwürdigem Talent Ohrschmerzen bereiten, sofern sie nicht vom Baulärm übertönt werden. Zwar ist ein Vorankommen noch halbwegs möglich, allerdings wirst du alle zwölf Meter nach einem Euro gefragt oder dazu nachdrücklich ermuntert werden, deinen Handyvertrag zu wechseln. Ab dem späten Nachmittag jedoch vollends zum Schauplatz des Konsumrauschs: Kaum gehen in die Büros die Lichter aus, überkommt nämlich nahezu sämtliche Menschen in der Stadt das dringende Bedürfnis, nach Feierabend “noch schnell etwas auf der Zeil besorgen” zu müssen.

Du stehst darauf, ganze Stunden deiner Lebenszeit in Warteschlangen zu vergeuden und nur langsam in  Menschenmassen voranzukommen? Du liebst es, permanent im Gedränge zu stehen, dabei von schweren Einkaufstüten angerempelt zu werden? Du lässt dich gern von aufdringlichen Promo-Menschen in Gespräche verwickeln und liebst das Gefühl von bunten Einhörnen, die dir der Heliumluftballon-Verkäufer durch dein Gesicht zieht? Viel Spaß auf der Zeil!

Falls dir deine Zeit dafür allerdings zu kostbar ist und dir deine mentale Verfassung am Herzen liegt: Dann sei so schlau und erledige deine Besorgungen woanders! Weißt du eigentlich, wie schön die Berger Straße ist?

Insbesondere am Wochenende ist von einem Besuch der Zeil dann gänzlich abzuraten. Sorgt ein Aufenthalt dort unter der Woche schon für einen maximalen Stresslevel, ist am Samstagnachmittag gar deine körperliche Unversehrtheit bedroht. Ganze Familien aus dem Frankfurter Umland drohen dich nämlich über den Haufen zu rennen und unter ihren sechsundzwanzig vollgestopften Primark-Tüten zu begraben. War halt alles so günstig. 

Neuntens:

Bring’ Geld mit. Möglichst viel und egal wohin.

Es ist leider mehr als nur Klischee: Frankfurt ist teuer. So aufregend und liebenswert das Leben in dieser Stadt auch ist – es hat seinen Preis. Du zahlst für dein Einzimmerloch so viel wie Andere für ein Zweifamilienhaus in Wattenscheid. Du willst mal eben mit der U-Bahn deinen Kumpel im Nachbar-Stadtteil besuchen? Macht dann 2,90 für die Fahrkarte – bitte, danke. Der Gin Tonic in der Kneipe kostet so viel wie ein Kasten Bier im Supermarkt, dein Cappuccino im Café so viel wie in keiner anderen Stadt Deutschlands: Welcome to Frankfurt! Lebensqualität hat hier ihren Preis. Viel Geld ausgeben macht keinen Spaß, aber gewöhn’ dich dran. Oder zieh’ nach Wanne-Eickel.

Nun haben wir euch mit Augenzwinkern aufgelistet, welch Lektionen diese Stadt erteilt. Was sind die Lehren, die ihr als Neuankömmling in Frankfurt machen musstet?

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