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Getaways ins Grüne

Grün ist Balsam für die Seele – da sind sich Forscher:innen mittlerweile einig. Ausflüge ins Grüne stärken das Immunsystem, reduzieren Stress, sorgen für Abkühlung und lassen uns zur Ruhe kommen. Und nicht nur das: Ein Tapetenwechsel lässt uns die Herausforderungen des Alltags vergessen und bringt uns auf andere Gedanken. Ob weitläufiger Spaziergangsklassiker oder idyllischer Geheimtipp – Frankfurt bietet viele Möglichkeiten für eine kleine Flucht in die Natur. Wir haben einige der schönsten „Sweet Escapes” fernab von Stadtparks und Mainufer für Euch zusammengestellt.

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Aus der Eiszeit:
Ein bisschen Andalusien in Schwanheim

So unwirklich die Vorstellung einer Sanddüne im Frankfurter Stadtgebiet auch klingen mag: Nur wenige Kilometer von der City entfernt, im Westen von Schwanheim gelegen, entführt uns die Schwanheimer Düne in eine südländische Mittelmeer-Idylle. Der weiße Sandboden, der würzige Geruch von Nadelholz und das leise Zirpen der Grillen erinnern uns an Spaziergänge in mediterranen Küstenregionen oder den letzten Spanienurlaub.

Auf einem stegartigen Weg aus Holzbohlen schlendert man durch die außergewöhnliche Landschaft. Hier sieht man dichte, buschartige Kiefern und weite Wiesenflächen. Nicht nur, dass der Bohlenweg unheimlich romantisch ist, er hat auch eine sinnvolle Funktion. Er schützt die sensible Flora und Fauna der Düne vor den Besucher:innen. So vermeidet er, dass die teils vom Aussterben bedrohten Tiere sich gestört fühlen. Bereits seit 1984 gilt die Zeugin der letzten Eiszeit als Naturschutzgebiet.

Auch auf den „Meerblick“ müssen wir in dieser Oase nicht verzichten. Immer wieder wird entlang des Weges die Sicht frei auf kleine klare Seen und Kiesteiche, wie beispielsweise die Schmitt’sche Grube oder die Martinsgrube, und bringt uns in entspannte Sommerurlaubslaune. Es ist vielleicht nicht ganz das Mittelmeer, wirkt aber fast so entschleunigend. Wer mehr über das Biotop erfahren möchte, findet immer wieder Wissenswertes auf kleinen Holztafeln entlang der Bohlen, die Auskunft über Tiere oder Pflanzen geben. Gesäumt wird das Dünengebiet von idyllischen Feldern und Streuobstwiesen.

Und wie kommt man am besten zum spanischen Sommertraum? Von der ÖPNV-Haltestelle Kelsterbacher Weg sind es 15 Gehminuten zur Düne. Auch sind von der Stadt kommend einige Parkplätze direkt am Beginn des Gebiets vorhanden. Alternativ kann man mit der Höchster Mainfähre auf die Schwanheimer Seite übersetzen und erreicht die Düne in zehn Minuten zu Fuß. Mittelmeer-Feeling mitten in Frankfurt – ein im wahrsten Sinne des Wortes heißer Tipp für einen Sonnentag!

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Der Berg ruft:
Zum Dach des Taunus

Wen es eher in die Berge zieht als an den Strand, der wird etwa eine halbe Autostunde von der Innenstadt entfernt fündig. Der Große Feldberg, Frankfurts größter Hausberg und der höchste Berg der Wanderregion Taunus, ist vollkommen zurecht ein Klassiker unter den Getaways aus der Stadt. Dichte Wälder, historische Denkmäler, der Limes und imposante Aussichten lassen uns den Trubel unserer geliebten, und doch anstrengenden, Großstadt vergessen.

Kleine Waldpfade wechseln sich ab mit breiten Wegen zwischen hohen Gräsern hindurch. Gleißende Sonnenstrahlen fallen auf einen Teppich aus Moos zwischen alten, hochgewachsenen Fichten – was kann mehr Ruhe ausstrahlen? Vielleicht der Blick über das Rhein-Main-Gebiet und Frankfurt in der Ferne. Die Aussicht war bereits für niemand Geringeren als Johann Wolfgang von Goethe ein Grund, den Aufstieg auf den Feldberg zu wagen. In seiner Autobiographie „Dichtung und Wahrheit“ schrieb er: „So besuchten wir Homburg, Kroneburg, bestiegen den Feldberg, von dem uns die weite Aussicht immer mehr in die Ferne lockte.“

Ein Highlight auf dem Gipfel des Feldbergs ist der Falkenhof. Die älteste und höchstgelegene Falknerei Hessens ist zugleich Auffang- und Pflegestation, die verletzte Tiere wieder auf die Auswilderung vorbereitet. 

Für die richtige Mischung aus Gelassenheit und Anstrengung eignet sich mit etwa zwei Stunden und einer Strecke von acht Kilometern die kleine Rundwanderung, die am Wanderparkplatz von Windeck startet und endet. Ein bisschen alpines Feeling für zwischendurch, um unsere Batterien aufzuladen und die Seele baumeln zu lassen – herrlich!

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Frankfurts grüne Lunge:
Waldbaden im Süden

Britische Forscher:innen haben nachgewiesen, dass sich Bewegung im Wald positiv auf die Stimmung auswirkt und den Blutdruck senkt. In Japan ist das sprichwörtliche „Waldbaden”, „Shinrin-yoku”, sogar seit Jahren eine Tradition und Teil der Gesundheitsvorsorge. Unsere kleine Express-Gesundheitskur bekommen wir bei einem „Badeurlaub“ in unserem geschichtsträchtigen Stadtwald. Er ist eine Institution unter den Ausflugszielen und rundet den Frankfurter GrünGürtel im Süden ab.

Mit der Straßenbahnlinie 17, Station Oberschweinstiege, sind die Frankfurter Erholungssuchenden superschnell in der grünen Lunge der Stadt. Und die hat einiges zu bieten. Auf einem etwa 450 Kilometer langen Netz an Waldwegen können wir an insgesamt etwa sechs kleinen Seen, an den höchsten Buchen in Hessen oder an Überbleibseln der Römerzeit vorbeischlendern, Kraft tranken und abschalten.

Das klappt beispielsweise auf dem GrünGürtel Jubiläumsweg von Louisa zur Endhaltestelle Neu-Isenburg wunderbar. Ob bei Sonnenschein oder an trüben Tagen, um durchzuatmen und zur Ruhe zu kommen – ein Waldspaziergang ist nie eine schlechte Idee.

Ausflugsziele wie das Informationszentrum StadtWaldHaus/Fasanerie oder der Kobelt Zoo versüßen jeden Spaziergang. Oder man nimmt mit dem wunderschönen hauseigenen Entertainment- Programm des Waldes Vorlieb: dem Vogelgezwitscher!

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Mit Bike und Biber:
Beliebte Flussidylle im Norden

Ein ebenso wunderschöner und deshalb so beliebter Teil unseres GrünGürtels ist das blaue Band im Norden Frankfurts: die Nidda. Sie erreicht im Nordosten bei Harheim das Frankfurter Stadtgebiet und mündet nach etwa 20 Kilometern bei Frankfurt-Höchst an der Wörthspitze in den Main. Auf ihrem Weg durch die Stadt bietet sie viele kleine Oasen für Trips raus aus dem Großstadtchaos. Sie verändert dabei ständig ihr Gesicht. Mal reißender Gebirgsbach, mal ruhiger Strom oder verwunschene Auenlandschaft.

Dass die Nidda wieder unterschiedliche Seiten hat und idyllische Orte entlang des Ufers zu finden sind, liegt auch an den umfassenden Renaturierungsmaßnahmen. Bis in die 60er-Jahre wurde sie begradigt, um die Auenflächen landwirtschaftlich zu nutzen. Mühlgräben und Stauwerke sollten den Betrieb von Mühlen unterstützen. Darunter litten jedoch die Wasserbewohner:innen und die Vegetation. Deshalb gibt man seit etwa 20 Jahren der Nidda Schritt für Schritt ihr ursprüngliches Gesicht zurück. Wo Stauwehre renaturiert werden, darf die Nidda wieder wild sprudeln und Fische gelangen nun wieder zu ihren Laichgebieten.

Am ehemaligen Höchster Wehr lässt es sich wunderbar am schilfbewachsenen Ufer entlang schlendern und den Blick auf die kleinen Schaumkronen genießen. Auch die Altarme, die nach und nach wieder an die Nidda angeschlossen werden und wo der Fluss seinen ursprünglichen Lauf hat, sind ideal für kleine Fluchten ins Grüne. Der Altarm bei Bonames oder der Grill’sche Altarm zwischen Nied und Sossenheim sind beispielsweise mit ihren dicht bewachsenen dschungelartigen Ufern und Seerosenteppichen zwei der schönsten „Sweet Escapes“. Das finden übrigens auch die Biber, die sich seit einiger Zeit wieder an der Nidda niedergelassen haben und damit für Furore in der Lokalpresse sorgten.

Wer keine Lust auf langes Laufen am Fluss hat, kann die Nidda auch vom Fahrrad aus genießen. Der Niddaradweg führt entlang des Ufers bis zur Mündung in Höchst. Auenwälder, geschlängelte Wasserläufe und saftige Wiesen – die Nidda ist flusstechnisch ein Getaway-Highlight, das sich hinter dem Main auf keinen Fall verstecken muss.

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Äppler statt Chianti:
Versteckte Toskana im Osten Frankfurts

Auch im östlichen Teil unseres GrünGürtels findet man eine kleine Oase. Sie schließt den Kreis unserer Getaways rund um Frankfurt. Außerdem genießt sie fast noch einen Geheimtipp-Status: Der Berger Hang. Ein ehemaliges Steilufer eines alten Mainarmes, begeistert uns durch seine Ruhe und eine Spur Toskana-Ambiente.

Geografisch günstig nach Süden gelegen, ist das Klima dort immer ein bisschen milder und wärmer als im Rest der Region. So versorgt er die gestressten Städter:innen auf kleinen Spaziergängen durch die üppigen alten Apfelbaumhaine und Wiesenflächen mit dem nötigen Dolce Vita-Feeling. Besonders zur Apfelblüte im Frühjahr ist er eine Attraktion. Doch auch bei einem Sommerspaziergang verfallen wir in Urlaubsstimmung. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde hier noch Wein angebaut, jedoch stiegen die Bauern wegen mehrerer Missernten auf Apfelwein um.

Eins hat der Hang der Toskana jedoch voraus: Den atemberaubenden Blick auf die Skyline! Sofern er nicht von diesem Anblick gefesselt ist oder die knorrigen Obstbäume bestaunt, erfährt der interessierte Spaziergänger:innen auf 3,5 Kilometern entlang des Streuobst-Lehrpfads auch einiges über Obstsorten und -anbau.

Seit 1954 ist der Berger Hang außerdem ein Naturschutzgebiet. Und – wie das beeindruckende Vogelgezwitscher vermuten lässt – Lebensraum für eine Vielfalt an Tieren und Pflanzen, darunter einige geschützte Orchideenarten. Apropos Naturschutzgebiet – am Fuße des Berger Hangs eröffnet sich gleich das nächste Kleinod und ein weiterer vielfältiger Top-Tipp: Das Enkheimer Ried, ein früherer Seitenarm des Mains. Üppige Felder aus Schilfgras, dicht bewachsenes Ufer, Nachtigall-Gezwitscher, ein Entenpaar auf dem Riedteich – ein perfekter Ort, um zur Ruhe zu finden, ein bisschen zu meditieren und den Alltag zu vergessen.

Please note: Bei vielen der Tipps handelt es sich um Naturschutzgebiete. Nehmt doch bitte hier – wie Ihr es sicherlich sonst auch schon tut – besonders Rücksicht auf die Umwelt und haltet Euch an die empfohlenen Verhaltensweisen.

Viel Spaß im Grünen wünschen wir Euch! Für mehr Tipps zu Ausflügen hier entlang.

Nathalie Eirich

Gebürtig aus Darmstadt, seit mehreren Jahren Wahlfrankfurterin – und immer noch frisch verliebt in die Stadt. Leidenschaftliche Spaziergängerin, Kaffee-Trinkerin, Yogi, Tänzerin, Medienkulturwissenschaftlerin und PR-Beraterin. Kochmuffel und daher Restaurantfan. Theater- und Kunstliebhaberin. Früher Vogel oder Nachteule je nach Tagesform. Reich an Sommersprossen.

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