06.11.2018
Sonamu: Wo Lukullus Koreaner ist
Einer jener Abende geht zu Ende. Stunden in der guten Gesellschaft von guten Freunden. Stunden, denen man das Verstreichen verbieten würde, wenn man es könnte. Einer jener Abende, an denen man, um seinen Abschluss noch zu verzögern, zusammen einige Schritte die Straße hinunter in den Abend hinein tut. Obwohl ja die U-Bahn-Haltestelle gleich vor der Tür ist. Bornheim Mitte, wo Lukullus Koreaner ist.
Berger Str. 184, Frankfurt-Bornheim | www.fb.com/sonamu.frankfurt
Es gibt sie, diese Orte, derart atmosphärisch und derart distinkt in ihrer Wirkkraft, dass man beim Betreten schon ihrem Bann verfällt. Wie Dorothy im “Zauberer von Oz”, die sich mit den Worten “Toto, ich glaube, wir sind nicht mehr in Kansas” an ihren Fiffi wendet. Ganz ähnlich hier: Bei Ho-Seong Kim im “Sonamu” auf der Berger Straße.
„Wer seinen Fuß in das mit Holz verkleidete Restaurant in Bornheim setzt, taucht ein in eine Vision koreanischer Küche.“
Wer seinen Fuß in das mit Holz verkleidete Restaurant in Bornheim setzt, taucht ein in eine Vision koreanischer Küche, hat Teil an einer Familiengeschichte und wird Mal um Mal reicher an Erinnerungen, persönlich und kulinarisch, die einem niemand mehr nehmen kann.
2011 eröffnet, hat das “Sonamu” einen Nerv getroffen. Seither gelingt es dem rund 15-köpfigen Team um die Kim-Familie, einen hohen gastronomischen Standard zu behaupten. Immer frisch, immer herzlich, immer raffiniert und bodenständig zugleich.
Kims Küche besticht nicht durch Üppigkeit, sondern durch Können. Das Personal überzeugt nicht mit Plattitüden, sondern mit Warmherzigkeit – und vielen hilfreichen Infos und Tipps zu Speis und Trank. Fisch, Fleisch, Gemüse – bis hin zu den Beilagenschälchen ein Gedicht.
„Koreanisch wie bei Muttern – was so simpel klingt, ist hier der Schlüssel zum Erfolg.“
„Leute, die mal in Korea waren, sogar Koreaner selbst, essen hier und sagen dann, unsere Küche sei nicht authentisch genug“, erzählt Kim und lässt seine Stäbchen über den mit unzähligen Köstlichkeiten reich gedeckten Tisch kreisen. „Aber ich gehe ja auch nicht ins ‘Gemalte Haus’ und behaupte, der Handkäs‘ ist nicht authentisch, bloß weil er beim ‘Solzer’ in der Woche davor anders geschmeckt hat.“ Dieser Charm, diese Reife, gibt Zeugnis davon, dass Kim weiß, was er tut. Das “Sonamu” ist nicht der Koreaner. Es ist ein Koreaner – und ein exzellenter obendrein. “Meine Eltern und ich haben uns hier auf der Berger Straße etwas aufgebaut. Wir haben ganz klein angefangen und sind durch harte Arbeit zur festen Größe geworden – das ist unser Bornheimer Traum”, so Kim.
Anfang 2018 hat die Familie noch einmal Zuwachs bekommen: Im “Gokio Bros.” (hier entlang zu unserem Blogpost) Auf dem Oeder Weg serviert Kim Korean Fried Chicken. “Unsere Idee von Soul Food ist eine Mahlzeit, die Erinnerung schafft und weckt – das ist der große Mehrwert von Essen.”
Bonvivant. Mehr als irgendeine Stadt lässt Frankfurt Felix’ Herz höher schlagen. Sein Enthusiasmus für Bob Dylan provoziert mitunter offene Besorgnis. Einem achtbaren Lebenswandel steht obendrein noch seine Cinephilie im Wege. Aber kochen kann er. Dem Chaos ist er näher als der Ordnung. Sofern das nicht eh ein und dasselbe ist. Genau wie Schreiben und Denken. Erwischt sich immer wieder bei Selbstgesprächen. Mit anderen unterhält er sich aber auch gerne.