13.12.2018
Wir entdecken mit Johan die Stadt II: die Friedberger
Johan ist zehn Minuten zu spät. Wir aber auch, so dass alle wieder pünktlich wie verabredet auf der Friedberger Landstraße stehen. Die Kaltluftschneise im Frankfurter Norden, die die Innenstadt tüchtig mit Wetterauwind versorgt, hält, was sie verspricht. Bei Temperaturen knapp über Null kriecht uns der Winter langsam in die Knochen. Wir schlendern also nicht wie zuletzt auf dem Oeder Weg, sondern sehen zu, dass wir Strecke machen.
Mehran, der Chef, setzt sich zu uns und erzählt von seinem Laden. Früher, als er noch Figur des Frankfurter Nachtlebens war, war er Dauergast im benachbarten Plattenladen. Dann hatte er irgendwann genug vom Cluballtag und hat das charmante Bistro in der Hausnummer 100 eröffnet. Heute integrieren sich beide, Kaffeestube und Musikgeschäft, wunderbar ungezwungen gegenseitig. Danke, Mehran, für die Einladung!
Wir sind wieder draußen, wieder auf den Füßen. Mit Johan und unserem Matze haben sich übrigens zwei Spezialisten gefunden. Matze ist im echten Leben Lokführer, Johan wollte ganz früher Lokführer werden. Beide sprudeln förmlich über ihre Zugzuneigungen. Eine Einsicht, die wir aus den ausführlichen Gesprächen mitnehmen können: Sowohl bei planet radio als auch im neuen ICE, ist der Arbeitsplatz höhenverstellbar. So schnell erlangt man Exklusiv-Wissen.
Nächster Halt: noord. Wann ist man eigentlich irgendwo nicht mehr neu? Johan ist für seinen Job als Morning Show-Moderator vor einiger Zeit aus Berlin an den Main gekommen. Jetzt wohnt er zwar schon einen Moment hier, ist aber immer noch am Einrichten. In Fragen Design und Wohnkonzept ist er gar nicht undankbar, wenn man ihm ein bisschen unter die Arme greift. Im noord findet er, wie viele andere Frankfurter seit nunmehr vier Jahren, neben sachkundiger Beratung genau das Richtige für seine neue Wohnung. Er entscheidet sich klug für eine behenkelte Blechkiste, die eigentlich für Reinigungsmittel bestimmt ist. Johan jedoch erkennt gleich: Hierin würden sich auch ein paar Weinflaschen gut machen.
Jetzt wollen wir’s noch mal wissen: Mutig wie wir Medienmenschen sind, stellen wir uns beim GUDES an die Außentheke. Das Thema Wasserhäuschen ist bei uns Frankfurtern derart emotional belegt, dass uns die Kälte nichts anhaben kann. An dem Platz, benannt nach dem Sponti-Kabarettisten und Grimme-Preisträger Matthias Beltz, zischen wir Bluna und Mate und lästern über Hipster. Ein echter Meta-Moment.
Entdecken strengt an, Winter entschleunigt: Zwei Gefühle, die eine gute Tasse Kaffee exzellent begleitet. Wir entscheiden uns fürs Hoppenworth & Ploch, die feiern nämlich 10-Jähriges. Happy Birthday! Wir werden liebenswürdig beraten, mehr noch: Ein Besuch hier ist eigentlich immer ein kleines Craft Coffee-Seminar.
Draußen rauscht der Verkehr, es dämmert, die Leute huschen vom Geschenkekaufen nach Hause. Morgen ist ein neuer Tag und es gibt immer was zu sehen. Johans Schonphase ist indessen rum – nächstes Mal gibt’s keinen Mate-Spaziergang. Nächstes Mal wird’s bunt. Zieh Dich warm an, mein Lieber.
Dieser Beitrag ist in Kooperation mit planet radio entstanden.
Bonvivant. Mehr als irgendeine Stadt lässt Frankfurt Felix’ Herz höher schlagen. Sein Enthusiasmus für Bob Dylan provoziert mitunter offene Besorgnis. Einem achtbaren Lebenswandel steht obendrein noch seine Cinephilie im Wege. Aber kochen kann er. Dem Chaos ist er näher als der Ordnung. Sofern das nicht eh ein und dasselbe ist. Genau wie Schreiben und Denken. Erwischt sich immer wieder bei Selbstgesprächen. Mit anderen unterhält er sich aber auch gerne.