Waldstadion Titel

Schon immer da: Das Waldstadion

Regelmäßig zieht es uns vom regen Stadtleben der Gegenwart in die Vergangenheit Frankfurts. Unsere Zeitreise führt uns immer wieder zu Institutionen der Stadt, zu Traditionsläden und den Ältesten ihrer Art – von Kino bis Apotheke. Und auch ein weiterer Lieblingsort vieler Frankfurter:innen war nicht nur „schon immer da“, sondern feiert dieses Jahr sogar seinen 100. Geburtstag: das Waldstadion. Es ist zweiwöchentlicher Pilgerort für Fußballbegeisterte, Zuhause der Eintracht und Schauplatz für unvergessliche Events, grandiose Erfolge oder bittere Niederlagen – kurz: eine wunderbare Kulisse für den Sport und das Leben. Zeit für einen Besuch. 

Waldstadion 1
Waldstadion 2
Waldstadion 3

Der traditionelle Name des Waldstadions – aktuell offiziell Deutsche Bank Park – erschließt sich direkt, wenn man sich auf den Weg in den Stadtwald im Süden der Stadt macht. Es ist eines der wenigen Stadien, die mitten im Grünen liegen. Fast schon ein beschaulicher Spaziergang ist es bei unserem Besuch an diesem spielfreien Tag – ganz ungewohnt ohne die anderen Fans und die kleinen Büdchen am Wegesrand, an denen man sich stärken oder outfittechnisch auf das anstehende Spiel abstimmen kann.

Waldstadion Rasen
Waldstadion Feld
Waldstadion innen

Nicht nur das ausverkaufte, auch das leere Stadion ist ein eindrucksvoller Anblick mit der immerhin zweitgrößten Stehplatztribüne der Bundesliga und dem weltweit größten Stahl-Seil-Membran-Innendach, das das Waldstadion zum vielzitierten „größten Cabrio der Welt“ macht. Das ist im strahlendem Spätsommer-Wetter diesmal natürlich geöffnet. Von den Katakomben, über die Loge, bis hin zur Ersatzbank ist es ein Stadionbesuch zum Anfassen – naja fast. Das wertvolle Grün  – übrigens ein Hybrid-Rasen – dürfen wir nicht betreten, zumindest solange wir nicht von der Eintracht aufgestellt werden.

Waldstadion Antik
Foto: © Eintracht Frankfurt Fußball AG / Tribüne 1925

Antike Anfänge

Die Anfänge des Waldstadions kommen uns griechisch vor: Die Frontseite der mit weißem Muschelkalk verblendeten Tribüne glich einem antiken griechischen Theater. Bei der Eröffnung des Frankfurter Stadions am 21. Mai 1925, zu der übrigens der Fußballmeister Boca Juniors aus Argentinien zu Gast war, war das eine Sensation – und das Stadion selbst ein Meilenstein in der Sportgeschichte Frankfurts. Vom Erscheinungsbild der 1902er ist heute nicht mehr viel zu sehen. Das Waldstadion hat über die Jahre vielfach sein Gesicht verändert und einige Umbauten erlebt.

Waldstadion historisch
Foto: © Eintracht Frankfurt Fußball AG / Spielszene 1920er
Museum Eintracht

Ein Stadion, viele Gesichter

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es zum ersten Mal erweitert und 1955 als zweitgrößtes deutsches Stadion wiedereröffnet. Für die Fußball-WM 1974 war ein zweiter großer Umbau notwendig, bei dem das Stadion in einen größeren Sportkomplex integriert wurde. Wieder eine WM, wieder ein Umbau: Für die Fußballweltmeisterschaft 2006 wurde die Arena dann weitgehend abgerissen und neu aufgebaut – diesmal mit dem berühmten Zeltdach.

Waldstadion Alternativtext
Foto: © Eintracht Frankfurt Fußball AG / Postkarte Waldstadion

Einzug der Eintracht

Waldstadion, Commerzbank Arena, Deutsche Bank Park? Zugegeben, unsere Versprecher-Quote ist nach wie vor hoch, wenn wir nach dem aktuellen Namen des Waldstadions suchen. Seit dem 1. Juli 2020 trägt das Waldstadion seinen Namen Deutsche Bank Park – und beherbergt Eintracht Frankfurt als Hauptmieter. Grund genug, es wiederum in seiner Kapazität zu erweitern und in den Vereinsfarben der SGE zu gestalten: Es erstrahlt in Schwarz und Weiß und macht mit einem Schriftzug auf Unter- und Oberrang der Jürgen-Grabowski-Tribüne unmissverständlich klar, wer hier zu Hause ist: die „Eintracht vom Main“. Beheimatet ist letztere übriges gar nicht hier, sondern trug ihre Heimspiele ursprünglich im Riederwald aus.

Waldstadion Ersatzbank
Waldstadion Gang Eintracht
Eintracht Museum Pokale

Buntes Sporttreiben

Heute kaum vorstellbar: Viele Jahre spielte Fußball im Waldstadion nicht die erste Geige. Es war als Multisportanlage mit Kulturangebot konzipiert und bot unter anderem eine Fest- und Spielwiese, ein Schwimmbad mit Sprungturm, ein Radstadion, ein Waldtheater, Turnwettkämpfe und war Schauplatz der Ersten Internationalen Arbeiterolympiade. Später kamen ein Reitplatz, eine Wintersporthalle, eine Laufbahn, eine Tennisanlage, ein Hockeyplatz, eine Golfanlage und ein Platz fürs Bogenschießen hinzu. Im Laufe der Zeit war das Waldstadion Austragungsort von Motorradrennen, Leichtathletik-Meisterschaften, Boxkämpfen, American-Football- und Eishockey-Spielen. Und heute? Dieser Tage spüren wir den Spirit des mehrspartigen Sportangebots wieder auf dem Trimm-Dich-Pfad und im Kletterwald.

Waldstadion historisch 1925
Foto: Eintracht Frankfurt Fußball AG / Waldstadion 1924

Hier spielt die Musik

Nicht nur Sportsgeist spukt durchs Waldstadion. Während sich die Eintracht-Spieler im wohlverdienten Urlaub befinden, verwandelt der Stadionsommer den Stadtwald in ein Venue für einzigartige Großveranstaltungen. Ganz im Sinne des Kulturangebots von 1925, geben sich hier Weltstars aus Musik, Zauberkunst, Show und Entertainment die Klinke in die Hand: von Robbie Williams bis Linkin Park, The Weeknd bis Bruce Springsteen, Helene Fischer bis diverse K-Pop Bands, Ehrlich Brothers bis Bülent Ceylan. Auch das Club Festival World Club Dome oder religiöse Veranstaltungen wie der Kirchentag oder Kongresse der Zeugen Jehovas haben im Waldstadion Platz. Und täglich finden hier außerdem diverse Corporate Events und Get togethers statt – europaweit ist der Deutsche Bank Park das am meisten frequentierte Stadion nach Wembley.

Waldstadion innen 2
Waldstadion innen 3
Waldstadion außen

Nach so viel Geschichte sehen wir die Sportstätte im Stadtwald mit ganz anderen Augen. Das könnt Ihr übrigens auch im wahrsten Sinne des Wortes im Eintracht Museum. Neben einer beeindruckenden Ausstellung mit vielen spannenden Exponaten könnt Ihr die Geschichte des Waldstadions nochmal virtuell erleben. Mit Virtual-Reality-Touren bekommt Ihr einen hautnahen Einblick in das Stadion am Spieltag und in die Geschichte von 1925 und 1980.

Waldstadion Adler
Eintracht Museum Modell
Eintracht Museum Plan
Nathalie Eirich

Gebürtig aus Darmstadt, seit mehreren Jahren Wahlfrankfurterin – und immer noch frisch verliebt in die Stadt. Leidenschaftliche Texterin, Tänzerin, Yogi, Medienkulturwissenschaftlerin und PR-Beraterin. Kochmuffel und daher Restaurantfan. Theater- und Kunstliebhaberin. Früher Vogel oder Nachteule je nach Tagesform. Reich an Sommersprossen.

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