28.07.2023
Wunderbare Partnerstädte: Besuch in Mailand
Toronto bis Yokohama, Krakau bis Kairo – mit 17 Partnerstädten auf vier Kontinenten pflegt Frankfurt enge kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen. Schüleraustauschreisen, Vereinspartnerschaften und Künstler-Kooperationen schlagen Brücken und machen Frankfurt noch ein bisschen bunter. Neben unseren zauberhaften Entdeckungen im hiesigen Stadtleben wird es da höchste Zeit, einmal die Stadtgrenzen zu verlassen und den Frankfurter Städtefreundinnen einen Besuch abzustatten. Und soviel können wir verraten: Sie sind nicht weniger wunderbar. Unsere erste Reise verschlägt uns ins sonnige Italien, genauer: nach Mailand. Andiamo!
Auf der Sonnenseite
Es ist wohl eine der deutschesten Angewohnheiten, direkt nach der Überquerung der Alpen in den Urlaubsmodus zu schalten. Der Himmel ist einen Hauch blauer, wärmer ist es sowieso und irgendwie duftet es doch schon etwas nach frischem Espresso und Zitronen. Und natürlich werden wir diesem Cliché auch vollends gerecht, als wir uns die Südtiroler Straßen Richtung Lombardei hinunterarbeiten. Während wir das verlockende Blau der oberitalienischen Seen rechts und links liegen lassen, kündigen uns die Schilder die nächste Metropole und unser Reiseziel an: Milano. Die imposanten Bauwerke, die unverschämt gut gekleideten Menschen und eine unverwechselbare Lässigkeit angesichts von Sommerhitze und Feierabendverkehr lassen uns spüren: Wir sind angekommen.
Rückblick auf Tradition
Die zweitgrößte Stadt Italiens ist schon seit 1970 eine Partnerstadt von Frankfurt. Damit ist sie eine der ältesten Freundschaften und, mit einem Blick in die Geschichtsbücher, auch eine der traditionsreichsten. Der Frankfurter Kaufmann Heinrich Mylius zog in Mailand einen erfolgreichen Stoffhandel hoch, Goethe pflegte engen Kontakt zum bekannten Mailänder Schriftsteller Alessandro Manzoni und bedeutende lombardische Familien, wie die Bolongaros und die Brentanos, zogen nach Frankfurt, wo sie das Stadtbild und -leben prägten. Als wichtigstes wirtschaftliches Zentrum Italiens, Bankenstadt und kulturelle Metropole, hat Mailand mit seiner deutschen Freundin am Main einiges gemeinsam. Zeit für eine Entdeckungstour.
Mailands Seele
Geografisches sowie touristisches Zentrum, das Postkartenmotiv schlechthin und erste Anlaufstelle auch für uns ist der Mailänder Dom und seine Piazza. Seit über 600 Jahren überblickt er mit seinen unzähligen Statuen und Verzierungen aus weißem Marmor die Stadt. Auf seinem höchsten Turm thront eine goldene Marienstatue, die als die Seele Mailands gilt und die die Mailänder:innen liebevoll „Madonnina“ nennen. Traditionell durfte lange kein Gebäude in Mailand höher sein als die Madonnina. Wir verschnaufen einen Moment von der italienischen Sonne im kühlen Inneren und bestaunen Fenster und Gewölbe, bevor wir mit der Erkenntnis „Irgendwie süß dagegen, der Frankfurter Dom!“ über den trubeligen Domplatz zum direkt anschließenden Triumphbogen schlendern.
Modisch, mondän, Mailand
Er markiert den Eingang zur Galleria Vittorio Emmanuele II mit ihren Luxusstores und schicken Restaurants. Unter dem beeindruckenden gläsernen Dach der Einkaufsgalerie und über detailverliebte Mosaike passieren wir Prada, Versace, Gucci und viele Menschen, die augenscheinlich einem Modekatalog entsprungen sind oder direkt vom Laufsteg kommen. In Sachen Mode machen wir Mailand eben nicht so schnell etwas vor. Beim Anblick der eleganten Restaurantterrassen fällt uns ein: Wir nähern uns der wichtigsten Tageszeit. Aperitivo!
Spritz o’clock
In einer Seitenstraße schlürfen wir genüsslich unseren Aperol Spritz, hier begleitet von einer ganzen Armada an Snacks. Wir beobachten stilvolle Menschen auf Vespas und Gehweg, lauschen mit wilder Gestik untermalten Gesprächen an Ampel oder Telefon und genießen den lauen Sommerabend. Dabei freuen wir uns wieder einmal, dass es diese Tradition auch zu uns geschafft hat (wunderbare Frankfurter Aperitivo-Locations findet Ihr hier!). Bevor wir vor lauter Grissini und Chips keinen Platz mehr im Magen haben, machen wir uns auf den Weg ins Ausgehviertel Navigli. „Navigli“ bedeutet „Kanäle“, und die machen neben kleinen Bars, Restaurants und Straßencafés das Ganze hier so malerisch. Pizza und Pasta mit Blick auf’s Wasser schmecken doch nochmal anders – und sind eine wunderbare Stärkung für das Nachtleben, das hier in den kleinen Gassen allsommerabendlich pulsiert.
Die Mailänder Bühnen
Mit einem einzigen Besuch alles an Kultur mitnehmen zu wollen, was Mailand zu bieten hat, ist schier utopisch. Daher haben wir uns zwei Hochkaräter auf die Liste gesetzt und starten mit dem prestigeträchtigen Teatro alla Scala. Für das haben wir zwar keine Karten ergattert, aber nach einem Frühstückscornetto und einem unvergleichlichen Cappuccino (vor 12 Uhr noch kein Sakrileg) doch etwas Zeit für einen Rundgang im anschließenden Museum mitgebracht – unbedingt eine Empfehlung. Bühnenbilder und Kostüme, Geschichten von Stars und Legenden und natürlich ein Rundgang durch das eindrucksvolle Opernhaus lassen uns mit einem „Wow!“ zurück auf die Straße treten.
Museum oder Laufsteg?
Im Süden Mailands, etwas außerhalb des Zentrums, statten wir der Fondazione Prada einen Besuch ab. Der Name lässt auf Designerstücke und Luxusshopping schließen. Auf dem Gelände einer ehemaligen Destillerie befindet sich jedoch kein Outlet, sondern eine renommierte Kunststiftung mit spannendem Ausstellungskomplex. Gründer:innen sind die Inhaber:innen des berühmten Modehauses – also nicht ganz falsch unsere Fashion Assoziation. In einer Mischung aus historischen und neuen Gebäuden bewundern wir moderne und zeitgenössische Kunst von Jeff Koons bis Damien Hirst. Nach vielen neuen Eindrücken ist es Zeit für den obligatorischen Espresso im Stehen. Perfekte Location hierfür? Die hauseigene Bar Luce, entworfen von Filmregisseur Wes Anderson nach dem Stil seiner Filme: mit Retro-Optik und viel Farbe.
Grün und Gold
Während wir von Frankfurt einiges an Grün gewohnt sind (immerhin 52 Prozent der Stadtfläche, wenn man es genau nimmt), haben wir es in Mailand mit einem doch eng bebauten historischen Stadtkern zu tun. Grüne Lungen für einen Spaziergang oder Powernap im Schatten finden wir trotzdem. Im Parco Sempione, sozusagen dem Schlosspark von Mailand, helfen uns weitläufige Wiesen, kleine Teiche und verschlungene Wege über das Nachmittagstief hinweg. Für unser wortwörtlich letztes Abendmahl in Mailand – das Originalgemälde von Leonardo da Vinci könnt Ihr übrigens in der Kirche Santa Maria delle Grazie bewundern – steuern wir das kreative Künstlerviertel Brera an. In Frankfurt gehen wir gern auf kulinarische Weltreise, hier entschließen wir uns in einem kleinen Straßenrestaurant für hausgemachte Pasta und das unwiderstehliche „Nationalgericht“ Mailands: Risotto alla Milanese mit leckerem Safran, das scherzhaft „l’oro in tavola“, „Gold auf dem Tisch“, genannt wird.
Mailand meets Main
Wir sind uns einig: Frankfurts italienische Freundin ist definitiv eine Reise wert – und wir haben längst nicht alles gesehen. Wer nach mailändischen Spuren in Frankfurt sucht, wird sie ebenfalls finden. Neben einer Reihe bestimmt vorzüglicher Risotti bei dem ein oder anderen Italiener, befindet sich im Süden Sachsenhausens die Mailänder Straße, die Adresse des markanten Sonnenrings, einem bedeutenden Bauwerk der 70er Jahre, das die Skyline von Dribbdebach prägt. Sportliche Duelle und kulturelle Projekte bereichern ebenfalls unsere Beziehung mit der norditalienischen Metropole. 2018 verwandelte beispielsweise der Beitrag des Mailänder Künstlerkollektivs „Karmachina“ zur Luminale die Fassade der Alten Oper in ein beeindruckendes Lichtkunstobjekt.