Sarah Morris Wand

Sushi, Sounds und Sammlungen: Zu Besuch in Düsseldorf

Wer wüsste es besser als wir: Frankfurts Stadtleben mit seinen Ecken, Kanten und wunderbaren Menschen würde locker für drei Leben ausreichen und noch immer hätten wir nicht alles gesehen. Trotzdem gilt es manchmal, den Horizont zu erweitern und zuzugeben: Auch anderswo ist es wunderbar. Das haben wir uns mal wieder mit einem kleinen Trip Richtung Westen bewiesen. Diesmal hat es uns vom Main an den Rhein ins nur zweieinhalb Auto- oder zwei Zugstunden entfernte Düsseldorf geführt. Wir haben uns fernab der Klischees in der spannenden Landeshauptstadt NRWs umgeschaut. Kommt mit!

Viel schneller als erwartet, kommen wir an diesem Morgen in Düsseldorf an. Wobei der Name streng genommen frech ist, denn mit einem „Dorf“ haben wir es definitiv nicht zu tun. Mit seiner renommierten Kunstakademie, großen Namen wie Gerhard Richter und Joseph Beuys, vielen Museen und einer weitläufigen Galerienlandschaft macht Düsseldorf seinem internationalen Ruf als Kunststadt alle Ehre. Kein Wunder, dass die Kunst ganz oben auf unserem Reiseplan steht und wir schnell feststellen: Ganz schön viel Kunst auf kleiner Fläche.

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Kunstpalast 1
Kunstpalast
Kunstpalast 2
Kunstpalast 3

Alles Kunst, etwas Kaffee: Ausstellungsrundgang

Wir starten an der Düsseldorfer Übersetzung des Städels oder der Schirn. Von Mittelalterkunst, über Alte Meister, bis hin zu Fotografie und Gegenwartskunst: Der altehrwürdige Kunstpalast ist mit seinen vielfältigen Ausstellungen und seiner Sammlung ein wahrer Kulturschatz – der übrigens quasi gerade erst wiedergefunden wurde. Erst im letzten Herbst hat die Sammlung nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wiedereröffnet. Das Ergebnis ist beeindruckend, wie wir finden, und die Architektur fast so spannend wie die Ausstellungen. Auf uns warten an diesem Tag eine wunderbare Reise in die Welt der Fotografie und eine ungewöhnliche Skulpturen-Sonderausstellung, in der wir auch mit den Händen schauen dürfen.

Kunstpalast 4
Kunstpalast 5
Kunstpalast 6
Kunstpalast 7

Beseelt mit genau der richtigen Portion Kunstgeschichte, machen wir uns auf den Weg zum NRW-Forum, nur wenige Schritte entfernt durch den Ehrenhof. Das Ausstellungshaus ist Ort für Progressives, Experimentelles und Vernetzung. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Fotografie, der digitalen sowie der Popkultur und wirkt wie der kleine rebellische Bruder des stilvollen Kunstpalasts. Wir kommen gerade recht für eine Ausstellung zu DEM Stück Popkultur schlechthin: Sneaker. Ein paar Dunkings und Seltenheiten in Schuhform später, benötigen wir definitiv eine Stärkung. Wie gut, dass das NRW-Forum auch das szenige PONG beherbergt, eine Fusion aus Gastro und Popkultur-Treff. Fazit unseres Lunchs: Einfach lecker. Und hätten wir nicht so ein volles Programm, hätten wir uns mit Sicherheit einen der phänomenalen Kuchen gegönnt.

NRW Forum 1
NRW-Forum
Pong 1
PONG
PONG 2
PONG 3

Doch uns treibt es kunstbeflissen weiter an den Grabbeplatz. Hier befinden sich Kunsthalle und Kunstverein. Außen brutalistische Architektur der 1960er, innen feiner Kunstgenuss. Wechselnde Ausstellungen der internationalen Avantgarde schmücken hier regelmäßig die wunderbar schlichten, weißen Hallen. Und wie war das mit dem Kuchen? Den bekommen wir hier im Haus im Café Weird Space, begleitet von leckerem Specialty Coffee und anderen Leckereien in warm und kalt. Ein Tipp für Euch sind übrigens die Kardamom-Schnecken. Und ein Spot darf auf unserem Kunstrundgang nicht fehlen: Ein Bild vor der bunten Sarah-Morris-Wand neben der Kunstsammlung NRW | K20 direkt gegenüber.

Wir lassen die Kunstlandschaft dann erst einmal hinter uns – Spoiler: Wir werden an zwei der Kulturorte nochmal zurückkommen.

Kunsthalle 1
Kunsthalle Düsseldorf
Kunsthalle 2
Kunsthalle 3
Kunsthalle 4
Weird Space 1
Weird Space Café
Weird Space 2
Weird Space 3
Weird Space 4

Ein Stück Japan in Düsseldorf: Little Tokyo

So viel Kunst macht hungrig. Wie passend, dass unser Hotel, das me and all hotel düsseldorf, in der Immermannstraße und damit direkt in Little Tokyo liegt. Damit ist ein Stadtviertel der Innenstadt gemeint, in dem sich kompakt viele japanische Unternehmen, Restaurants, Cafés, Bäckereien, Supermärkte und Ladengeschäfte befinden. Wie das kommt? In Düsseldorf ist die drittgrößte japanische Community Europas zu Hause.

Hotel 1
me and all hotel düsseldorf
Hotel 2
Hotel 5

Believe the Hype: von süßen Snacks bis ausgefallene Drinks

Das Hotel integriert japanische Elemente in sein gesamtes Interieur: Im Aufzug begegnen uns farbenfrohe Drachen, im Zimmer eine Kirschblütentapete und Lampen im Stil von Lampions. So eingestimmt, starten wir unsere Erkundungstour – natürlich am besten mit vollem Magen. Unsere Wahl fällt auf das gehypte Takumi. Seit seiner Gründung 2007 hat sich das erste Ramen-Restaurant zu einem Unternehmen mit sechs Filialen entwickelt und vor den meisten muss man sich auf eine Warteschlange einstellen. Ist der Hype gerechtfertigt? Wir finden: unbedingt! Praktisch ist, dass einige der Takumi-Spezialitäten auch im Hotel angeboten werden.

Takumi 1
Takumi
Takumi 2

Satt und glücklich schlendern wir zum Takagi, einem japanischen Buchladen direkt gegenüber. Der kleine Laden ist bis unter die Decke gefüllt mit japanischer Literatur, Lehrbüchern, Mangas und Filmen. Schräg gegenüber entdecken wir im Geschenkeladen Kyoto zauberhafte Stoffe, Geschirr und Deko, die uns sofort begeistern. Bei Teedurst lohnt sich der Besuch im angrenzenden Laden, um sich durch das Sortiment zu probieren. In der koreanischen Bäckerei Soboro stillen wir unsere Lust auf etwas Süßes mit köstlichen Snacks zum Mitnehmen.

Tagagi 1
Tagagi 2
Takagi
Tagagi 3
Tagagi 4
Kyoto 1
Kyoto
Kyoto 2
Soboro
Soboro

Den Abend lassen wir in der atmosphärischen Sakura Bar ausklingen, wo viele Drinks von japanischen Zutaten wie Yuzu oder Shochu inspiriert sind. In der Hotelbar im 11. Stock genießen wir unseren Schlummertrunk und eine schöne Aussicht über die erleuchtete Stadt.

Sakura Bar
Sakura Bar
Hotel 3
me and all hotel düsseldorf
Hotel 7

Noch in Entdeckungslaune und immer noch inspiriert von Japan, besuchen wir am nächsten Tag den Supermarkt Shochiku, der nur wenige Schritte vom Hotel entfernt liegt. Hier könnte man Stunden verbringen. Die direkt aus Japan importierten Produkte sorgen immer wieder für Überraschungen und Rätsel. Das Stöbern vor Ort macht natürlich am meisten Spaß, aber es gibt auch einen Onlineshop, der einen ersten Eindruck der Auswahl vermittelt.

Supermarkt 1
Shochiku
Supermarkt 2
Supermarkt 3

Zum Mittagessen bleiben wir im Viertel und kehren im Kushi-Tei of Tokyo, einem authentischen Izakaya-Restaurant, ein. Sushi, Sashimi und frittierte Köstlichkeiten stärken uns für die nächsten Unternehmungen.

Little Tokyo 2
Little Tokyo 3
Little Tokyo

Ab in die Hinterhöfe: Kunsthandwerk und Kreativität bei der ManufakTOUR

Passend zu unserem Besuchswochenende, findet die ManufakTOUR statt, bei der einmal im Jahr Werkstätten, Ateliers und Galerien in der ganzen Stadt ihre Türen öffnen. Wir besuchen ein Goldschmiedeatelier (Lisa Ueno), eine Maßschneiderei (Carouge Couture) und sehen bei Lena von „Schnittstelle Kunst“ Notizbücher und andere Papeterieprodukte an, die aus Altpapier hergestellt werden.

Schnittstelle 1
Schnittstelle Kunst
ManufakTOUR 1
Maßschneiderei
Carouge Couture

In einem schönen, verwunschenen Hinterhof in der Düsseldorfer Innenstadt dann entdecken wir die faszinierende Arbeit der Buchbinderei Mergemeier. Hier werden sowohl neue Buchprojekte in verschiedensten Techniken gebunden als auch alte Buchschätze vorsichtig und sachkundig restauriert.
 

Solltet Ihr bis nicht zur nächsten ManufakTOUR warten wollen, dann schaut einfach mal auf die Websiten der aufgeführten Ateliers. Viele von ihnen bieten regelmäßig Kurse, Workshops oder offene Werkstätten an.

ManufakTOUR 2
Buchbinderei 2
Buchbinderei 3
Buchbinderei 4
Buchbinderei 6
Buchbinderei Mergemeier

Schönes für daheim: Concept Stores in Flingern

Unabhängig von der ManufakTOUR, die wir Euch für einen Besuch wärmstens empfehlen können, hat Düsseldorf aber auch andere Orte zu bieten, an denen man Schönes betrachten und erstehen kann. Im bunten Concept Store rikiki im idyllischen Stadtteil Flingern warten viele bunte Lifestyle- und Papeterieprodukte sowie Accessoires auf Euch. Nur eine Straßenecke weiter, werdet Ihr bei Unterhaltung Lieblingsstücke sicher ein Geschenk finden, egal für wen – vor allem aber für Euch selbst. Direkt gegenüber bei Out of Alltag lässt sich mit den besonderen Möbeln und Wohnaccessoires das Zuhause in einen noch schöneren Ort verwandeln.

Concept Store 1
Out of Alltag
Concept Store 2
Rikiki
Concept Store 3
Out of Alltag

Wo die Musik spielt: Der Sound von Düsseldorf

Obwohl schon bis oben voll gepackt mit neuen Eindrücken und Inspirationen, haben wir noch ein wunderbares Programm für diesen Abend. Düsseldorf ist nämlich auch eine Hochburg für Musik. Elektronische, genau genommen. Für uns Frankfurter:innen ist das ja nicht ganz fremd. Das spielt nicht nur auf unsere breite Palette an Clubs an, sondern auch auf die große Wirkung im Techno und House. Sven Väth und Co haben Frankfurt im internationalen Musik-Business bekannt gemacht.

Hotel 4

Musikalisch vorbelastet, stürzen wir uns also in die Düsseldorfer Musikwelt – die hat sogar einen eigenen Sound, die Düsseldorfer Schule, und berühmte Größen, wie Kraftwerk oder die Punkband Die Toten Hosen, hervorgebracht. Wer einmal die spannenden Musikorte in Düsseldorf live erleben und alles über Geschichte und Menschen erfahren möchte, kann bei einer Popmusik-Führung von The Sound of Düsseldorf teilnehmen. Sven-André und Michael erzählen Interessierten Spannendes zur Entstehung der visionären Musik in Düsseldorf in den 1970ern und bringen uns an die Schauplätze der kreativen Energie, immer im Zusammenspiel mit der großen Kunstszene und der Akademie. Sogar Stars wie Depeche Mode, David Bowie oder die Red Hot Chili Peppers ließen sich durch Düsseldorfer Klänge für ihre eigene Musik inspirieren.

Sound of Düsseldorf
Sven-André Dreyer & Michael Wenzel | Foto: ©Thomas Stelzmann

Der Ratinger Hof sei beispielsweise ein Schmelztiegel der Szene gewesen und brachte die Punkmusik zur Blüte, erzählen die beiden. Auch besonders die Düsseldorfer Altstadt ist bis heute Treffpunkt für Musiker:innen und viele Labels sind in der Stadt ansässig. Wir begeben uns an diesem Abend an zwei sehr ikonische Orte, die die enge Verbindung von Kunst und Musik in der Stadt zeigen.

Creamcheese 1
Bar im Creamcheese-Raum
Creamcheese 2
Creamcheese 3

Musikgeschichte im Glas: Creamcheese und Salon des Amateurs

Unsere erste Station führt uns zurück an den Anfang unseres Trips, vorbei an der für hochkarätige Konzerte bekannten Tonhalle, in den Kunstpalast. Die Bar im Creamcheese-Raum erweckt dort den legendären Düsseldorfer Underground Club Creamcheese zum Leben, der Ende der 1960er bis in die 1970er Jahre DER Hotspot für die Musik- und Kunstszene war. Tagsüber ist der Raum Teil des Museumsrundgangs, abends Ort für leckere Drinks und gute Beats. Musik aus den 1960ern sowie 1970ern und originale Elemente aus dem Club – vom Kronkorken bis zum Zigarettenstummel – sind das charmante Umfeld für unsere Runde wunderbarer Martinis. Mit Blick auf ein Wandbild von Gerhard Richter lassen wir die ursprüngliche Atmosphäre des Szene-Treffpunkts auf uns wirken – ein gelungener Einstieg in den Abend.

Creamcheese 4
Creamcheese 5
Creamcheese 6

Weiter geht es für uns mit nicht weniger Kunst und Szenigkeit von der Historie in die Gegenwart. Unser Third-Wave-Café Weird Space in der Kunsthalle verwandelt sich nachts in den Salon des Amateurs, einen angesagten Treffpunkt für Elektronische Musik und avantgardistische Veranstaltungen abseits des Mainstreams, womit er es in viele internationale Rankings der besten Nachtclubs geschafft hat. Von Kunststudent:innen gegründet, ist es ein Ort der Kunst- und Kulturszene, ein Musiklabor, und verzaubert uns direkt mit seinen kreativen Vibes. Einen besseren Abschluss für unseren Trip können wir uns eigentlich nicht wünschen, als in dieser „Heimat des Sounds“ ein bisschen das Tanzbein zu schwingen.

Salon 1
Salon des Amateurs
Salon 2

Wie das immer so ist, hat unsere Zeit nicht für alle spannenden Musikorte ausgereicht. Ein Grund mehr, eine Tour mit Sven-André und Michael zu buchen oder digital auf Music, Makers & Machines auf Entdeckungsreise zu gehen. Mit der Spotify-Playlist von The Sound of Düsseldorf könnt Ihr übrigens die Musik vom Rhein einfach mitnehmen und Euch auf eine musikalische Zeitreise begeben – uns versüßt sie nun die Heimfahrt.

Für uns hat sich wieder einmal bestätigt: Manchmal muss man raus – aber meist gar nicht mal weit weg. Frankfurt ist wunderbar, Düsseldorf aber auch, und wir fahren mit vielen Eindrücken und Marmeladenglasmomenten zurück an den Main. Wiederholung nicht ausgeschlossen und erwünscht! Unterschätzte, wundervolle Städte mit Imageproblem sind eben unser Fachgebiet.

*Dieser Beitrag ist in Kooperation mit Visit Düsseldorf entstanden.

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