06.07.2023
Blumen, aber anders: Ein Besuch bei Phoenix Flowers
Schöne Blumen fallen auf. Und machen Fensterbank, Restauranttisch, Rezeption, Bar oder Eingangsbereich immer ein bisschen einladender. Wenn uns ein Strauß in Frankfurt als besonders schön ins Auge fällt, ist die Antwort meistens dieselbe: Die Blumen sind von Phoenix Flowers. Phung kreiert seit über 20 Jahren in ihrem kleinen Laden auf der Friedberger Landstraße wunderbare Arrangements für verschiedene Anlässe, Locations und Veranstaltungen. Warum alles irgendwie ein wunderbarer Zufall war und sie gerne ungewöhnlich ist, erzählt sie uns bei einem Besuch zwischen Pfingstrosen, Löwenmäulchen und Papageien-Tulpen.
Friedberger Landstraße 82 | Frankfurt Nordend | @phoenixflowersfrankfurt
Blumenläden haben diesen ganz besonderen Charme. Eine Blütenpracht in allen Farben und Formen, ein süßer Duft nach dauerhaftem Frühling und schüchtern bis ratlose Menschen auf der Suche nach Schönem für die Liebsten – auch bei Phoenix Flowers erwartet uns diese wunderbare Atmosphäre und weckt in uns den typischen „Wenn alles nichts wird, mache ich einen Blumenladen auf“-Gedanken. Phung hat aus der fixen Idee Realität gemacht und ein sehr erfolgreiches Geschäft aufgebaut. Warum wir da so genau wissen, wovon wir reden? Auch in unserem Büro freuen wir uns regelmäßig über die schönen Sträuße von Phoenix Flowers.
„Eine Blume muss man als Ganzes sehen.“
Wunderbarer Zufall
„Es war eher zufällig“, erzählt Phung. Sieben Jahre hat sie in einem Unternehmen für den Umbau von Restaurants gearbeitet – und da „gelernt, wie man mit Menschen umgeht.“ Als die wirtschaftliche Lage 2000 angespannter wurde, musste sie sich umorientieren. Blumen hat sie immer gemocht und so machte ihre Schwester den Vorschlag, sie solle ihren Traum vom eigenen Blumenladen in die Tat umsetzen. Im – zu der Zeit neu aufgekommenen – Internet recherchierte sie nach Blumenmärkten, fuhr schließlich auf den Großmarkt nach Holland – und die Entscheidung war gefallen.
Liebe auf den ersten Blick
Dann ging alles ganz schnell. In der Büroküche ihres Schwagers begann Phung mit einzelnen Lieferungen von Empfangs- oder Tischblumen an die Gastronomie – bis eines Tages der Anruf vom Makler kam. Nach nicht einmal fünf Minuten in dem kleinen Laden auf der Friedberger war für Phung klar: Sie möchte ihn haben. In Rekordzeit machte sie aus den Räumlichkeiten ihr eigenes Reich: gebrauchtes Teakholz für das Parkett, bunte Farbe für die Wände. Letztere sei für Blumenläden ungewöhnlich, doch sie sei gerne ein bisschen anders.
„Lass die Natur sein, wie sie ist!“
Mehr als die Blüte
Phung ist keine gelernte Floristin. Sie hat einen Kurs über mehrere Tage belegt und dort die Kunst des Blumenbindens im Schnellverfahren gelernt. Ihr dortiger Lehrer beeinflusst sie bis heute. „Er hat mir Zusatzunterricht gegeben, weil er sich Sorgen um mich gemacht hat“, erzählt sie. Branchenfremd und mitten in der Krise einen Laden zu eröffnen, sei ihm wahnsinnig vorgekommen. Er habe ihr beigebracht, einen eigenen Stil zu entwickeln. „Lass die Natur sein, wie sie ist!“ Die Blume muss als Ganzes gesehen werden, bei einem Mensch zählt schließlich auch nicht nur das Gesicht. Von dem Trend, Gestecke und Sträuße sehr flach und fest zu binden, und entsprechend mit Papier oder Manschetten zu versehen, wollte Phung wegkommen. Sie möchte sich auf die Blumen fokussieren und nicht nach einem Schema arbeiten.
Traditionen aufrütteln
Das versucht sie auch neuen Mitarbeiter:innen zu vermitteln, die das Handwerk gelernt haben. Sie müssen bereit sein, sich frei zu machen von Traditionen und sich dem lockeren, unkonventionellen Stil von Phoenix anzupassen. Dass sie Quereinsteigerin ist, empfindet Phung heute nicht mehr als Nachteil. Sie habe sich mit der Zeit und mit einem Preis als Beste Floristin inzwischen Respekt in der recht traditionellen Branche verschafft. „Das merke ich vor allem, wenn ich auf den Großmarkt gehe.“ Hier hatte man sie am Anfang belächelt. „Die haben sich gefragt, was ich denn jetzt mit den Zweigen anstellen möchte.“ Heute gibt sie jungen Florist:innen Tipps, welche Blumen am besten für welchen Zweck geeignet sind.
„Die Welt der Blumen hat soviel mehr zu bieten als Sträuße.“
Blumenbinderin aus Überzeugung
Nach wie vor ist Phung gerne im Laden und stolz darauf, Blumenbinderin zu sein. Obwohl sie längst nicht mehr nur bindet, sondern riesige Installationen für Events und Messehallen kreiert, würde sie sich nicht als Designerin oder Gestalterin bezeichnen. Es sei wichtig, auf dem Boden zu bleiben, sagt die 54-Jährige. Apropos Boden – wer glaubt, Phung zieht sich in ihrer Freizeit in ihren üppig bepflanzten Garten zurück, irrt sich. „Da wächst nur Unkraut“, lacht sie. Auch Blumen hat sie selten auf dem Tisch – „und wenn, vergesse ich, das Wasser zu wechseln.“
Zukunft mit Sinn
Im Laden hält sich Phung heute eher im Hintergrund. In Zukunft möchte sie weniger arbeiten und noch mehr ihrer freien Zeit in wohltätige Zwecke investieren. Mit einer Non-Profit-Organisation ist sie im Sommer regelmäßig in ihrer Heimat. Sie selbst kam 1979 mit ihrer Familie als erste Boat People aus Vietnam nach Deutschland. Heute engagiert sie sich dort für Jugendliche aus schwierigen und sozial-schwachen Verhältnissen. Sie bringt ihnen Floristik bei, bietet aber auch Hilfestellung für das Leben und möchte ihnen mehr Selbstbewusstsein geben. Dem möchte sie sich in Zukunft mehr widmen.
„Phung bedeutet Phoenix.“
Poesie zum Abschluss
Zugegeben, soviel schöne Blütenträume machen hungrig. Stärkung bekommen wir nebenan bei Phungs Schwester im Phoenix Tea. Sommerrollen, Nudelsuppe und – natürlich – feinster grüner Tee auf der Terrasse runden unseren Besuch ab. Während wir die Kisten mit kleinen Sträußchen und großen Topfpflanzen betrachten, fällt uns der Name wieder ins Auge. Wieso eigentlich Phoenix? Das ist die deutsche Übersetzung von „Phung“ aus dem Vietnamesischen. Von Vögeln inspirierte Namen haben in Phungs Familie Tradition. Der Name ihrer Schwester bedeutet übrigens „Schwalbe“. Wir finden: Wunderbarer als mit Poesie kann ein Besuch eigentlich nicht enden.